Dalai Lama in USA: Diskretes Date im Weißen Haus
Das Treffen von US-Präsident Obama mit dem Dalai Lama belastet wie erwartet die Beziehungen zu China. Dessen Regierung zweifelt weiterhin an den Zugeständnissen Tibets.
Es ist fast schon ein Ritual: Der Dalai Lama wird von einem hohen Politiker im Ausland empfangen - und Pekings Politiker formulieren wütende Proteste. Dieses Mal ist US-Präsident Barack Obama das Ziel. Er hatte sich mit dem tibetischen Religionsführer am Donnerstag im Weißen Haus getroffen.
"Die USA haben sich nicht nur in die internen Angelegenheiten Chinas eingemischt, sie haben auch die Gefühle des chinesischen Volkes verletzt und die chinesisch-amerikanischen Beziehungen stark in Mitleidenschaft gezogen", erklärte Außenamtssprecher Ma Zhaoxu gestern in der chinesischen Hauptstadt.
Mit dem Empfang widerspräche der US-Präsident seinen Beteuerungen, Tibet als Teil Chinas anzuerkennen und die Befürworter einer Unabhängigkeit nicht zu unterstützen, sagte er weiter. Zuvor war der amerikanische Botschafter Jon Huntsman ins Pekinger Außenministerium bestellt worden, wo ihm Vizeaußenminister Cui Tiankai "ernsthafte Vorhaltungen machte", wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua mitteilte.
Der amerikanische Präsident hatte den 75-jährigen Tibeter nicht in seinem Büro im Oval Office empfangen, wie es noch sein Vorgänger George W. Bush getan hatte, sondern im "Kartenzimmer". Auch ließ Obama keine Kameras und Mikrofone zu. Dies war als Zugeständnis an chinesische Empfindlichkeiten gedacht, machte aber wenig Eindruck in Peking.
Obama habe "seine starke Unterstützung für den Erhalt der einzigartigen religiösen, kulturellen und sprachlichen Identität und für den Schutz der Menschenrechte der Tibeter in der Volksrepublik China dargelegt", erklärte das Weiße Haus. Außerdem habe Obama sich positiv über den "Mittelweg" des Dalai Lama, seine Verpflichtung zur Gewaltlosigkeit und seine Versuche geäußert, einen Dialog mit der chinesischen Regierung zu führen.
Der Präsident forderte beide Seiten auf, weiterhin eine Lösung des Tibet-Problems in direkten Gesprächen zu finden. Der Dalai Lama sagte nach dem Gespräch mit Obama, "ich fühle mich sehr geehrt, den Präsidenten des größten demokratischen Landes getroffen zu haben". Es zeuge von Obamas Interesse an Tibet.
Das Treffen zwischen Obama und dem Dalai Lama, den die chinesische Regierung wieder als "Spalter" bezeichnete, fand drei Wochen nach dem letzten Dialog zwischen Abgesandten des Tibeters und Vertretern der Kommunistischen Partei in China statt. Nach Aussagen chinesischer Politiker war bei dieser neunten Gesprächsrunde seit 2002 nichts herausgekommen.
Peking erwartet vom Dalai Lama eine Kehrtwende in seiner Politik. Es nimmt ihm die Versicherungen nicht ab, er akzeptiere Tibet in den Grenzen der Volksrepublik und strebe keine Unabhängigkeit für seine Landsleute an. Dies sei nur "vorgeschoben", heißt es. In Wirklichkeit sei er ein Separatist, was schon daran zu erkennen sei, dass er wie ein Politiker in der Welt herumreise und in seinem indischen Exil in Dharamsala an der Spitze einer sogenannten Exilregierung stehe.
Obama forderte, wie andere Politiker zuvor, nun dazu auf, den Dialog weiterzuführen. Doch die Kontakte zwischen Tibetern und Chinesen haben noch gar nicht die Phase eines "Dialogs" erreicht. Peking ist bislang nur bereit, über die "persönliche Zukunft" des 75-Jährigen zu reden, nicht aber über den Status Tibets. Zudem soll der Dalai Lama erklären, dass Tibet schon in den vorigen Jahrhunderten Teil Chinas war, verlangen die Funktionäre.
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