Dalai Lama im Weißen Haus: China erzürnt über Empfang
Das Treffen Obamas mit dem Dalai Lama habe den chinesisch-amerikanischen Beziehungen Schaden zugefügt, ließ das Regime in Peking verlauten. Dabei fand es nicht mal im Oval Office statt.
![](https://taz.de/picture/258437/14/Dalai_Lama.jpg)
WASHINGTON/PEKING dapd | Trotz heftiger Kritik aus Peking hat US-Präsident Barack Obama den Dalai Lama im Weißen Haus empfangen. Das Treffen stelle eine grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas dar und habe den chinesisch-amerikanischen Beziehungen Schaden zugefügt, hieß es in einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums am Sonntag. In dem 45-minütigen Gespräch in Washington am Samstag betonte Obama die "Bedeutung des Schutzes der Menschenrechte von Tibetern in China".
Der US-Präsident habe seine Unterstützung für den Schutz der religiösen, kulturellen und sprachlichen Traditionen Tibets geäußert, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses weiter. Zugleich betonte er den Angaben zufolge, dass die USA eine Unabhängigkeit Tibets von China nicht befürworteten. Danach strebe auch er nicht, habe der Dalai Lama erklärt. Offenbar als Reaktion auf die Kritik aus Peking habe Obama zudem betont, dass er ein kooperatives Verhältnis zwischen den USA und China für wichtig halte, hieß es weiter.
Wenige Stunden vor dem Treffen hatte China die US-Regierung aufgefordert, die Einladung abzusagen. "Wir lehnen alle Treffen ausländischer Politiker mit dem Dalai Lama in jeglicher Form entschieden ab", hieß es. Die USA seien aufgefordert, sich an ihre Zusage zu halten, Tibet als Teil Chinas anzuerkennen und seine Unabhängigkeit abzulehnen.
Nach dem Treffen erklärte der chinesische Außenamtssprecher Ma Zhaoxu, die "Gefühle des chinesischen Volks" seien verletzt worden. China, das Tibet als Teil seines Staatsgebiets beansprucht, wirft dem Dalai Lama separatistische Bestrebungen vor.
Tausende bei buddhistischem Ritual in Washington
Der 76-jährige Dalai Lama, der jüngst die Führung der tibetischen Exilregierung abgegeben hat, hielt sich anlässlich einer elftägigen buddhistischen Zeremonie in Washington auf. Tausende Exiltibeter kamen am Mittwoch zusammen, um seinen Geburtstag zu feiern. Obama hatte das geistliche Oberhaupt der Tibeter zuletzt im Februar 2010 empfangen. Das Weiße Haus vermied es, die jetzige Begegnung hochzuspielen. Sie wurde kurzfristig angekündigt und fand im sogenannten Map Room statt - nicht im Staatsgästen vorbehaltenen Oval Office.
In Kürze wird US-Außenministerin Hilary Clinton zu einem Besuch in Shenzen in Südchina erwartet. Auch eine Chinareise von Vizepräsident Joseph Biden ist für diesen Sommer geplant, gefolgt von einem Gegenbesuch seines Kollegen Xi Jinping in Washington.
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