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Daimler–Benz–Konzern ohne Raum

■ Über die Teststrecke in Boxberg wird nicht mehr geredet / Schwierigkeiten auch für geplantes Daimler–Montagewerk in Rastatt / Umweltschutzverbände kaufen Sperrgrundstück

Aus Stuttgart Dietrich Willier

Die Boxberger Bundschuh–Genossen haben am Wochenende ihre Generalversammlung abgehalten. Gespräche mit Unterhändlern des Daimler–Benz–Konzerns aus dem Stuttgarter Staatsministerium über ein freiwilliges Abtreten von Äckern für den Teststreckenbau gebe es nicht mehr, beschloß die Versammlung. Vielmehr solle die Landesregierung zur Beendigung der örtlichen Hetzkampagne gegen Bundschuhbauern beitragen, den im vergangenen Jahr präventiv eingeschlagenen Wald wieder aufforsten, noch laufende Strafverfahren einstellen und die Prozeß kosten des neunjährigen Rechtsstreits erstatten. Verhandeln, so die Bauern, könne man höchstens über die Überlassung des Seehofs (200 Hektar im Besitz von Daimler–Benz), um dort ein Mustergut für alternativen Landbau und eine Akademie für Ökologie– und Rechtsfragen zu errichten. Den nächsten count–down ökologischen Widerstands wird es im badischen Rastatt geben. Mit mindestens 140 Millionen Mark Subventionen versucht die baden– württembergische Landesregierung, dem Stuttgarter Konzern dort für die Ansiedlung eines neuen PKW–Montagewerks und 7.000 Arbeitsplätze entgegenzukommen. Mit der Erweiterung würden die Rastätter Rheinauen, eines der letzten Natur– und Vogelschutzgebiete, zubetoniert. Jetzt bietet eine Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossener baden–württembergischer Naturschutzverbände Paroli. Ein Sperrgrundstück im geplanten Daimler–Terrain ist bereits erworben. Boxberger Zustände? Die Naturschützer schätzen ihre Rechts– und Erfolgsaussichten ähnlich denen des Bundschuh ein. Das Auen–Institut des „World Wildlife Found“ in Rastatt hat dem Stuttgarter Rüstungs– und Automobilkonzern drei Alternativstandorte nördlich von Rastatt und entsprechend den Vorgaben des Konzerns vorgeschlagen.

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