Daimler-Belegschaft in Sorge um Arbeitsplätze: Ab nach Amerika
Der Daimler-Konzern will angeblich ab 2014 Teile seiner Produktion von Sindelfingen in die USA verlagern. Damit würde sich Daimler wohl gegen Wechselkurs-Schwankungen absichern.
STUTTGART taz | Es geht um mehr als ein Symbol: Die C-Klasse, das meistverkaufte Fahrzeug von Mercedes-Benz, könnte ab 2014 nicht mehr im baden-württembergischen Sindelfingen gebaut werden, sondern in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama.
Am Montag kamen 10.000 Beschäftigte in einer Betriebsversammlung zusammen, die Botschaft des Betriebsratschefs Erich Klemm war unmissverständlich: "Die Produktion der C-Klasse ist für die Beschäftigten am Standort Sindelfingen von zentraler Bedeutung", sagte Klemm.
Allein an der Produktion von jährlich fast 400.000 Pkws arbeiten in Sindelfingen 28.800 Angestellte. Die 4.500 Arbeitsplätze der C-Klasse könnten wegfallen, fürchtet der Betriebsrat. Er gab an, der Daimler-Vorstand wolle am Dienstag zwischen zwei Plänen entscheiden.
Bei einem Plan blieben die bisherigen Produktionsstandorte wie heute. Der andere sieht die befürchtete Verlagerung vor, als Ausgleich soll die Produktion des Sportwagens SL von Bremen nach Sindelfingen kommen. Das würde den Abbau um 1.500 Arbeitsplätze mildern. Ein Konzernsprecher wollte die Pläne nicht bestätigen: "Es gibt zu dem Thema noch keine Entscheidung", sagte er der taz.
Daimler will sich wahrscheinlich gegen Wechselkursrisiken zwischen Euro und Dollar absichern. Zudem sollen mehr Fahrzeuge dort vom Band rollen, wo sie auch verkauft werden. Knapp 70.000 oder 30 Prozent der Pkws, die Daimler in den USA verkauft, sind eine C-Klasse.
"Wechselkursrisiken kann die Belegschaft nicht abfangen", sagte Betriebsratssprecherin Silke Ernst der taz. Vonseiten des Vorstands habe es bisher keinerlei Angebote an die Belegschaft gegeben, wie eine Verlagerung vermieden werden kann. Heute wird die C-Klasse auch in Bremen sowie in Südafrika und China gebaut. In Tuscaloosa produzieren 3.800 Angestellte 150.000 Gelände- und Sportwagen im Jahr.
Der Autoexperte Helmut Becker vom Münchner Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation vermutet, der Vorstand wolle schlicht Kosten in Sindelfingen drücken. Er warnte, das Image der Marke könne Schaden nehmen: Die C-Klasse stehe auch für "Made in Germany".
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