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Dämliche Klischees

■ betr.: „Krista, Krisen, Koalitio nen“, taz vom 12.9. 97

[...] 1. Frau Mertins behauptet in einem grammatikalisch mißlungenen Satz, vor vier Jahren habe der „gewiefte SPD-Rechte Voscherau“ am Glanze Krista Sagers mittels gemeinsamer Wahlkampfauftritte teilhaben wollen. Dafür gibt es nicht das geringste Indiz, Voscherau war schon immer ein Gegner von Frauen, die es wagen, ihm zu widersprechen. [...]

2. In der Tat hat Krista Sager in der sogenannten Elefantenrunde von Bild und Hamburg Herrn Wiegand von der FDP angefahren: „Quatschen Sie nicht immer dazwischen.“ Aber warum wohl? Krista saß als einzige Frau sechs Männern gegenüber, die – einschließlich der beiden Moderatoren – sie ständig, bei jeder einzelnen Rede, unterbrochen haben. Das fiel außer der taz allen Hamburger Zeitungen auf, und daß Krista trotzdem souverän und gelassen blieb. Früher hätten die Frauen in der taz so einen Artikel vielleicht doch nicht so einfach durchgehen lassen. Martin Schmidt, Die Grünen/

GAL, Abgeordneter der

Hamburgischen Bürgerschaft

Die Anspielung der 3 Ks in der Überschrift täuscht nicht darüber hinweg, daß Silke Mertins ein längst überholtes Frauenbild im Kopf hat und Krista Sager nicht leiden kann. Beides qualifiziert nicht, einen Artikel zum Hamburger Wahlkampf zu schreiben. Mit Krista Sager bespricht man, so die Autorin, „Strategien und politische Probleme“ statt „Liebeskummer“ und „Klatsch“.

Recht so: Sie ist nicht als Kummertante und Klatschbase gewählt worden, sondern als Spitzenkandidatin einer Partei, die politische Konzepte an die Frau und den Mann bringen soll. Herr Voscherau, so muß die erstaunte Leserin sehen, dieser etwas zu klein geratene Herr mit den großen Sprüchen gegen Ausländer, ist „ein gewiefter Politiker“, ein „Finanzpolitiker der Top ten“. Krista Sager hingegen, die sich auch traut, im Steigenberger eine Pressekonferenz zu halten (statt strickend in der WG), ist „distanzlos in ihrem Willen zur Macht“.

[...] Mit welchen Leserinnen eigentlich rechnet die taz? Ist dieser frauenfeindliche Quatsch nicht wenigstens den RedakteurInnen aufgefallen? Jutta Ebeling, Frankfurt/Main

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