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Da rollt der Rubel und der Ball

■ Unaufhaltsamer Aufstieg eines Moskauer Fußballclubs durch irakischen Geldgeber

Moskau (adn/taz) — Kräftige Finanzspritzen bringen die Fußballer einer sowjetischen Zweitliga-Elf seit geraumer Zeit mächtig auf Trab. Nur so ist der kometenhafte Aufstieg von Asmaral Moskau erklärbar. Als der Verein vom irakischen Millionär Hussam Al-Chalid gekauft wurde, zog er prompt von der dritten Liga über den 19. Platz in der zweiten an die Tabellenspitze und streitet nun sogar um einen Oberliga-Platz.

Cheftrainer Fedotow, früher ein bekannter ZSKA- Spieler, begegnete den Plänen Al-Chalids zunächst skeptisch, aus seiner mittelmäßigen Mannschaft in zwei bis drei Jahren ein Oberliga-Team zu formen. Aber auch er unterschätzte die Wirkung der für sowjetische Verhältnisse außerordentlich hohen Gehälter. Die Spieler erhalten monatlich 4.000 Rubel plus 2.000 bis 4.000 Rubel Prämien. Für ein Tor oder eine Vorlage zahlt der Verein 250 Rubel, was dem Monatsverdienst der Sowjetbürger entspricht. Torhüter und Verteidiger werden bei torlosen Spielen honoriert. Es überrascht kaum, daß die Mannschaft in der letzten Saison die meisten Tore schoß (63) und die wenigsten kassierte (17).

Im Aufgebot von Asmaral befinden sich keine berühmten Spieler. Der Verein übernimmt junge, talentierte Kicker aus anderen Moskauer Klubs und verpflichtet sie mit Arbeitsverträgen einer Baufirma, die in dieser Saison 900.000 Rubel und 60.000 Dollar für den Aufsteiger ausgab. Geleitet wird die britisch-sowjetische Baufirma von einem irakischen Chef, der seit Jahren in der UdSSR lebt und ein großer Fußball-Fan ist. Hussam Al-Chalid gibt sich selbstbewußt: „Wir haben nicht vor, irgendwo im mittelmäßigen Fußball unser Dasein zu fristen.“ Die Eroberung der internationalen Fußballfelder ist das Ziel von Asmaral Moskau. Vorausgesetzt natürlich, daß die irakischen Gelder aus weltpolitischen Gründen nicht irgendwann aufhören, in die Geldbörsen der Spieler zu fließen.

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