: Da haben wir üppig gefeiert
betr.: „Wowereit: Keine Gnade für den Palast“, taz vom 13. 1. 06
In dem großen Saal war zwar die Immatrikulationsfeier für mein Elektronikstudium an der Humboldt-Uni. Und ein unvergessbares Konzert mit Gerhard Schöne und León Gieco, wir waren damals grad mit ein paar Chilenen befreundet und auf dem totalen Lateinamerika-Trip. Einmal war ich bei einer Gesprächsrunde mit Tamara Danz, sie saß da mit ihren gestrickten Ringelstrümpfen direkt zum Anfassen. Und ein Life-Konzert mit Holger Biege, der hat sich versungen und musste ein Lied neu anfangen – ich war vor Begeisterung völlig aus dem Häuschen! Einmal hab ich mir einen halben Tag frei genommen und vier Stunden wegen Karten für einen Bücherschreiber angestanden: Dschingis Aitmatow („Der Tag zieht den Jahrhundertweg“ war grad erschienen). Nie werd’ ich die hintergründige Geste vergessen, mit der Eberhard Esche im Palast-Theater bei einem Heine-Zitat über Berlin durch die Scheiben auf die Linden zeigte …
Und wenn sie jetzt kommen und den Palast mit einer meterhohen pinkfarbene Laufschrift verschandeln möchten, erinnert mich das an König Midas, der alles, alles zu Gold, äh, zum Werbeträger werden lässt. Da wär’s dann aber doch besser, sie reißen den Palast ab.
DAGMAR HEMKE, Berlin