DUVE BERLIN : Von Monster-Matten und Hühnchen-Schatten
Rutschfeste Badewannenmatten haben etwas Obszönes. Die Füße sinken uneben in das zu weiche Material. Und was für amorphe Überreste vergangener Duschgelage in der grauen Suppe unter den Saugnapffüßchen lagern, will man lieber nicht wissen. Halsbrechschutz und Mutprobe zugleich eben. Dass Alltagsgegenstände sich derart anders verhalten können als gedacht, zeigt die Bildhauerin Vera Kox. Sie zweckentfremdet, sie schmelzt ihre chemisch erzeugten Oberflächen zu neuen Materialkörpern zusammen. In der Duve Galerie hängt nun ein lavendelfarbenes Badematten-Monster-Maul von der Decke. Laut brabbelnd scheint es sich auf Manor Grunewalds graue Gemälde einzuschießen. Seine Serien „Concrete“ und „Rennies“ kombinieren Kopier- und Druckverfahren mit meist grauem Farbauftrag von Hand. Die unterschwelligen Lilatöne seiner Bilder werden durch Kox’ Veilchentöne erst herausgekitzelt. „Rennies“ spielt auf die gleichnamige Magenmedizin vis-à-vis einer abstrahierten, überdimensionierten Hühnerbrust an. „Untitled (Concrete#27)“ hingegen, ein Kombinat aus bedrucktem Industriebildträger, Farb- und Schleifspuren, erzeugt eine detailreiche beton-artige Oberfläche und wirkt ernster. Grunewalds Mut liegt in der Reduktion. NYM
■ Di.–Fr., 11–18, Gitschiner Str. 94