: DSU Thüringen will sich am liebsten CSU nennen
■ Walther ist gegen eine „Forcierung der Ausdehnungsbestrebungen“, wie sie der Parteichef Latussek forderte
Suhl. Die Diskussion um die Ausdehnung der bayerischen CSU auf das Gesamtbundesgebiet hat am Sonnabend neue Nahrung aus den Reihen der Thüringer Deutschen Sozialen Union (DSU) erhalten. Auf ihrem Landesparteitag in Suhl erhoben die Delegierten des rund 2.000 Mitglieder zählenden Landesverbandes die Forderung nach Umbenennung ihrer Partei in CSU. Das würde praktisch einem ersten Schritt der bayerischen Unionspartei in das übrige Bundesgebiet gleichkommen. Auch DSU-Chef Hansjoachim Walther bezeichnete einen solchen Weg als wünschenswert, gegenwärtig jedoch nicht realistisch. Walther, der die empfindlichen Schlappen bei den Landtags- und Bundestagswahlen auch als persönliche Niederlage bezeichnete und seinen Rücktritt ankündigte, wandte sich entschieden gegen eine „Forcierung der Ausdehnungsbestrebungen“ seiner Partei, wie sie der Thüringer Landesvorsitzende Paul Latussek forderte. Ein solcher Schritt führe mit großer Sicherheit dazu, daß die bayerische Schwesterpartei ihre Unterstützung für die DSU einstelle und damit das Ende wohl besiegelt sei.
Eine bundesweite Ausdehnung der DSU in der nächsten Zukunft bedeute, daran ließ auch der CSU-Abgesandte, Staatssekretär Albert Meyer, keinen Zweifel, „den absoluten Bruch mit der CSU“. Hansjoachim Walther setzte sich nach kontroverser Diskussion schließlich mit seinem Antrag durch, die „Ausdehnung nicht weiter voranzutreiben“ und dem Bundesparteitag im Mai eine „Option auf Öffnung der DSU nach Westen“ vorzuschlagen. Eine heiße Diskussion war auch um die Wahl eines neuen Landesvorstandes der Partei entbrannt. Der bisherige Vorsitzende Paul Latussek hatte sich geweigert, sein Amt zur Verfügung zu stellen, da die Legislaturperiode noch nicht abgelaufen sei. Diesen — der bereits beschlossenen Tagesordnung zuwiderlaufenden — Schritt begründete er mit seinem Widerstand gegen die „massive Einmischung der CSU-Spitze in Personalentscheidungen der DSU“. Er sei zu diesem Schluß gelangt, nachdem er von Treffen einer CSU-Delegation unter Leitung ihres Generalsekretärs Erwin Huber mit Thüringer und sächsischen DSU-Mitgliedern erst im nachhinein erfahren hätte. Dabei hätten seinen Informationen zufolge auch Personalentscheidungen in der bislang glücklosen CSU-Schwester zur Debatte gestanden.
Erst nach massiven Einwänden der Parteitagsdelegierten stellte Latussek sein Amt zur Verfügung und sich der Neuwahl. Mit 62 zu 59 Stimmen unterlag der Ilmenauer Akademiker seinem Herausforderer und bisherigen Stellvertreter Armin Haas aus Erfurt. Die Hoffnung der Delegierten, mit klaren politischen Aussagen in ihre Heimatorte zurückkehren zu können, erfüllten sich nicht. Die Strategiediskussion und endlose Auseinandersetzungen zur Geschäftsordnung ließen während des eintägigen Treffens kaum Raum für eine politische Grundsatzdiskussion. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen