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Archiv-Artikel

DOPING (3): WENN EIN TEAMCHEF SIEGT, WEIL SEINE HELFER SPRITZEN Nutzloses Schwingen von Kriegsbeilen

Frankie Andreu, der ehemalige Profiradler des Rennstalls US Postal, sollte sich schnell nach einem guten Personenschützer umschauen. Sein Ex-Boss hat es auf ihn abgesehen. Lance Armstrong will „das Kriegsbeil“ schwingen – gegen Andreu und die versammelte Dopingjägerschaft. Doch das Hackebeil des Pneu-Paten trifft auf Granit. Das heißt: auf harte Fakten, auf ein Mosaik von Erkenntnissen über erstklassiges, geplantes Doping.

Andreu und ein ungenannter Radkollege haben zugegeben, mit dem Blutverdicker Epo gedopt zu haben, 1999 vor und während der Tour de France. Armstrong gewann damals die Frankreich-Rundfahrt. Er war in etwa so sauber wie seine Domestiken. Denn in seinen damals genommenen Urin-Proben sind inzwischen Epo-Spuren entdeckt worden, die ihn als radelnden Sanguiniker ausweisen. Durch Epo sprudelten so viel rote Blutkörperchen in seinen Adern, dass Armstrongs Muskeln die Extraportion Sauerstoff bekamen. Sein Sieg ist also mit einem doppelten Makel behaftet. Ihm persönlich ist vom französischen Kontroll-Labor Chatenay-Malabry Doping nachgewiesen worden, und nun seiner Mannschaft US Postal auch. Er steht als Einzelsportler am Pranger und als Mitglied seiner Mannschaft, die ihm durch vielerlei Dienste am Berg und im Flachland zum Sieg verholfen hat.

Frankie Andreus Aussagen sind glaubhaft. Mit seinem Boss verband ihn einmal ein Vertrauensverhältnis. Armstrong habe Frankie Andreu bereits im Jahre 1996 am Krankenbett gestanden, mit Epo, Wachstumshormon und anderen Wundermitteln aus der Apotheke gepanscht zu haben, sagt Andreu. Langsam ist es also an der Zeit, den Namen Armstrong aus den Rekordlisten der Frankreich-Rundfahrt zu streichen.

Dass der US-Amerikaner trotz der Vielzahl an Verdachtsmomenten von der amerikanischen Medienschickeria herumgereicht wird, gehört zu den Absurditäten der Branche. Doch Lance Armstrong kann so viel Interviews geben, wie er will, und er kann mit dem Kriegsbeil schwingen, bis ihm der Arm erlahmt: Den Ruf, ein Sportbetrüger zu sein, wird er nicht mehr los. MARKUS VÖLKER