DOKUMENTATION: „Stunde Null“
■ „Ausländer verlassen die Stadt Düsseldorf“ — eine Studie der Stadt Düsseldorf, die anregen soll, „die Forderung ,Ausländer raus‘ kritisch zu überdenken“/ In Düsseldorf leben 79.685 Ausländer (13,84% der Bevölkerung) Auszüge:
Die Forderung, „Ausländer so schnell wie möglich wieder nach Hause zu schicken“ mit dem Ziel, den Arbeitsmarkt zu „gesunden“, ist irreal und unüberlegt. Die Konsequenzen wären zusätzliche harte wirtschaftliche Nachteile und Einschränkungen der sozialen Infrastruktur und damit eine erhebliche Minderung der Lebensqualität und Attraktivität der Landeshauptstadt. In einigen Bereichen ginge in dieser Stadt buchstäblich das Licht aus... In einer hochtechnisierten Wirtschaft wie in der Bundesrepublik ist ein einfacher Austausch „Arbeitslose gegen Stelleninhaber (z.B. Ausländer)“ nicht möglich... So ist es aufgrund der Arbeitslosenstruktur in Düsseldorf und der Beschäftigungsstruktur der Betriebe völlig ausgeschlossen, die Mehrzahl der beschäftigten Ausländer durch Deutsche zu ersetzen. Tatsache ist, daß die Notwendigkeit ausländischer Arbeitskräfte durch die Klagen vieler Düsseldorfer Unternehmen über Fachkräftemangel belegt wird...
Besonders schwerwiegende Folgen ergäben sich im Bereich der Kranken- und Altenpflege... Deutlich wird die Einschränkung der Dienstleistungen auch im öffentlichen Nahverkehr. So beschäftigt die Rheinbahn Düsseldorf 594 ausländische Arbeitnehmer, von denen allein 59,43 % am Fahrdienst beteiligt sind... Der Verlust der ausländischen Einkommen würde dem Düsseldorfer Wirtschaftskreislauf einen so hohen Anteil entziehen, daß die Auswirkungen der eintretenden Kettenreaktion im ungünstigsten Fall zum Wirtschaftskollaps führen können...
Es soll jedoch nicht der Eindruck vermittelt werden, daß hier lediglich der „Nutzeffekt“ der Ausländer dargestellt wird... Die negativen Auswirkungen auf Wirtschaft und Infrastruktur in Düsseldorf wären so drastisch, daß allein dadurch die Forderung „Ausländer raus“ ad absurdum geführt werden könnte. Darüber hinaus wären wir Düsseldorfer sicherlich sehr überrascht, wie sehr sich das Fehlen der Ausländer im täglichen Leben bemerkbar machen würde. Denn das Zusammenleben von Ausländern und Deutschen in dieser Stadt ist im Laufe vieler Jahre unmerklich zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Mit dem Eintreten der „Stunde Null“ würde Düsseldorf nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich und kulturell ärmer.
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