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DOKUMENTATIONGegen Militäraktionen

■ FriedensforscherInnen plädieren für Gewaltfreiheit

Als Friedensforscherinnen und Friedensforscher in der „Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK)“ und darüber hinaus wenden wir uns gegen die im „Friedensgutachten 1992“ in Namen der drei Institute (IFSH, HSFK, FEST) geäußerte Ansicht, daß Truppen der Bundeswehr künftig für multinationale Einsätze in Bereitschaft gehalten werden sollten (vgl. auch 'dpa‘-Meldung v. 3.7.92). Wir gehören zu den 86 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung, die nach einer jüngsten, vom Spiegel veröffentlichten Umfrage multinationale Kampfeinsätze der Bundeswehr strikt ablehnen.

Wir fragen uns, was Friedesforscher dazu bewegt, in einer Zeit, in der Kriege und Gewalthandlungen zunehmen, militärische Aktionen zu rechtfertigen und militärischem Denken Vorschub zu leisten, wohl wissend, daß es Aufgabe gerade ihres Faches ist, hierzu politische und friedliche, also gewaltfreie Alternativen zu erarbeiten. Die Friedensforschung ist seit ihrem Beginn — ganz im Gegensatz zur traditionellen sicherheitspolitischen Forschung — dem Erkenntnisinteresse verpflichtet, internationale und innergesellschaftliche Konflikte gewaltfreien und damit wirklich friedensstiftenden Lösungen zuzuführen. Der Vorschlag, im äußersten Falle — wie etwa auf dem Balkan — Gewalt mit Gegengewalt begegnen zu wollen, führt diesen grundsätzlichen Anspruch der Friedensforschung ins Absurde und entzieht ihr die am normativen Wert Frieden orientierte Basis. Dieser Vorschlag fällt außerdem der seit Monaten auf dem Balkan tätigen internationalen Friedensbewegung in den RÜcken und nimmt eine weitere Eskalation des Krieges in Kauf. Wer Menschen helfen will, darf ihr Leben nicht aufs Spiel setzen. Zur ersten Hilfe eines zivilisierten Landes gehört beispielsweise die Öffnung der Grenzen für alle die Menschen, die vor dem Krieg flüchten, seien sie serbischer oder kroatischer Herkunft, muslimischen oder christlichen Glaubens oder atheistisch; seien sie Soldaten oder Zivilisten, Frauen oder Männer. Wir distanzieren uns deshalb von dieser friedenswissenschaftlich für uns nicht abgesicherten Verlautbarung der drei Institute, werden weiter mit Nachdruck für gewaltfreie Konfliktlösungen plädieren und uns bemühen, sie durch wert- und praxisorientierte Forschung zu unterstützen: Prof. Dr. Ulrich Albrecht (Berlin), Prof. Dr. Astrid Albrecht-Heide (Berlin), Prof. Dr. Hans- Eckehard Bahr (Bochum), Dr. Hanne-Margret Birckenbach (Kiel), Beate Dörr (Tübingen), Prof. Dr. Theodor Ebert (Berlin), Prof. Dr. Ossip Flechtheim (Berlin), Daniel Gaede (Tübingen), Martin Grundmann (Kiel), Günther Gugel (Tübingen), Corinna Hauswedell (Bonn), Dr. Ulrike Hörster-Philipps (Münster), Uli Jäger (Tübingen), Karlheinz Koppe (Bonn), Prof. Dr. Ekkehart Krippendorff (Berlin), Prof. Dr. Erich Küchenhoff (Münster), Prof. Dr. Annette Kuhn (Bonn), Margitta Matthies (Kiel), Dr. Regine Mehl (Bonn), Peter Müller-Reich (Berlin), Randolph Nikutta (Berlin), Bernd Nolz (Kiel), Prof. Dr. Klaus Potthoff (Kiel), Prof. Christiane Rajewsky (Düsseldorf), Dr. Adelheid Schlott (Tübingen), Ruth Stanley (Berlin), Thomas Schultz- Jagow (Hamburg), Dr. Ulrike C.Wasmuht (Berlin), Arend Wellmann (Berlin), Dr. Christian Wellmann (Kiel), Prof. Dr. Walter Westphal (Kiel), Prof. Dr. Gerda Zellentin (Wuppertal).

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