DIRK KNIPPHALS SUHRKAMP, UMZUG, GERICHTSTERMINE ETC. : Die Details und das Labor Berlin
Große Worte schwingen – das gehört zum Geschäft von VerlegerInnen. Ulla Berkéwicz-Unseld, Chefin bei Suhrkamp, gibt sich da oft besonders viel Mühe. Die Wendung vom „Labor Berlin“, mit der sie den Umzug in die Hauptstadt begründete, wird im Gedächtnis bleiben. Nicht ganz so beeindruckt ist man von den Fähigkeiten ihres Hauses, die bei so einem großen Schritt wichtigen Details in Ruhe abzuarbeiten.
Joachim Unseld, Sohn des verstorbenen Gründers Siegfried Unseld und mit 20 Prozent am Verlag beteiligt, klagt jetzt gegen den Umzug. Man hatte ihn beim Beschluss überstimmt. Fraglich ist aber, ob bei einer so wichtigen Sache seine Zustimmung nicht doch notwendig ist. Das Verhältnis zwischen ihm und Ulla Berkéwicz-Unseld darf man getrost als zerrüttet bezeichnen. Man konnte sich offenbar noch nicht einmal darauf einigen, ob die Gesellschafterversammlung, auf der der Umzugsbeschluss fiel, ordnungsgemäß beendet wurde oder nicht. Gleichzeitig verhandelt Joachim Unseld aber auch über den Verkauf seiner Anteile an die anderen Gesellschafter. Das ist alles sehr unübersichtlich – aber eines lässt sich festhalten: Wahrscheinlich wäre das besser vor Verkündigung des Umzugs geklärt worden.
Nicht restlos geklärt ist zudem, wohin der Verlag in Berlin denn nun ziehen soll. Das historische Haus in der Brüderstraße, schon vielfach als neues Suhrkamp-Domizil beschrieben, müsste erst grundlegend saniert werden. Außerdem kursieren Gerüchte, dass Berlin dem Verlag finanziell gar nicht so weit entgegenkommt wie allgemein angenommen und dass es auch Komplikationen beim Verkauf des bisherigen Frankfurter Verlagssitzes gibt. Sagen wir mal so: Zur typischen Berliner Ökonomie des Durchwurstelns passt das alles schon ganz gut. Weniger gut passt es zu den großen Worten der Verlegerin.