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Archiv-Artikel

DIETER KRONE, NEUER OB VON LINGEN Der Monopolbrecher

Dieter Krone, 47

■ ist Lehrer, hat zwei Kinder und wurde mit 57 Prozent der Stimmen zum Lingener OB gekürt. FOTO: PRIVAT

Seit Sonntag ist in Lingen alles anders. Die Kreisstadt hat den ersten Oberbürgermeister seit 60 Jahren, der nicht von der CDU gestellt wird. Und das örtliche Franziskus-Gymnasium hat einen engagierten Lehrer weniger. Gleich nach der Wahl, erzählt Dieter Krone (parteilos), habe er bei seinem Direktor Urlaub beantragt – für acht Jahre. „Während des Wahlkampfs sagten Schüler und Eltern, dass man mich eigentlich nicht wählen könne“, erzählt er. Denn ein Oberbürgermeister kann nicht zugleich Oberstudienrat sein und als Lehrer war Krone ausgesprochen beliebt.

Zwanzig Jahre hat er unterrichtet. Er leitete den Chor, die Bigband und einen Leistungskurs, der nun ohne ihn zum Abitur antreten muss. Deshalb sei es keine leichte Entscheidung gewesen, für die Bürgermeisterwahl zu kandidieren, sagt Krone. Aber der Lehrer war überzeugt, dass sich in seiner Stadt etwas ändern muss.

Die CDU traf Entscheidungen gegen den Willen ihrer Wähler. Das schuf Frust in der konservativen Bastion. In den vergangenen zwei Jahren engagierte sich Krone in zwei großen Bürgerinitiativen – gegen die Abholzung des Lingener Forsts und gegen die Emsland-Arena. Mit wachsender Politikverdrossenheit steigen die Wahlchancen parteiunabhängiger Kandidaten. Ein Trend, der mit Dieter Krone auch im Lingener Rathaus angekommen ist.

Als SPD und Grüne den Parteilosen fragten, ob der 47-jährige für sie kandidieren wolle, war er skeptisch. „Ich erinnere mich, dass es mit den Grünen schon Diskussionen gab“, erzählt er. Aber er könne nun einmal nicht alle Positionen der Grünen zu 100 Prozent übernehmen. Krone will in der Mitte stehen, will für alle da sein. In Lingen heißt es, er sei sehr viel konservativer als man glauben möge.

Bereits für Donnerstag sei ein Termin mit der Fraktionsvorsitzenden der CDU vereinbart, sagt Krone. Die Christdemokraten wollen es sich mit dem neuen OB nicht verscherzen – 2011 sind Kommunalwahlen. Krone selbst, der bis dahin einem mehrheitlich konservativen Stadtrat gegenüber steht, hat auch keine andere Wahl.

Für alle Seiten steht fest: Krone hat den besten Wahlkampf betrieben. Er hatte ein Blog und betrieb intensiv Wahlkampf auf der Straße. „Auf den Bürgermeister muss man zugehen können“, sagt Krone wie ein Politik-Profi. „Ich wünsche mir, dass mich die Bürger ansprechen, wenn ich Fehler mache.“

Krone gibt sich selbstkritisch. In der Verwaltungsarbeit hat er keine Erfahrung. Jetzt muss er 600 Mitarbeiter führen. Zukünftig hat der Oberstudienrat nicht nur das Wohl seines Leistungskurses, sondern das einer 50.000 Einwohnerstadt zu verantworten. STEFFI HENTSCHKE