DIE ZERLEGTE ZAHL : 2.000.000 Euro
■ So viel lässt sich die SPD ihr „Deutschlandfest“ zu 150 Jahren Sozialdemokratie kosten
Neeeein, das „Deutschlandfest“ der SPD an diesem Wochenende ist keine Wahlveranstaltung. Das kann es ja gar nicht sein, denn für Wahlveranstaltungen wird der Platz am Brandenburger Tor grundsätzlich nicht freigegeben. Man erinnere sich nur an Barack Obama, der 2008 wegen Wahlkampfverdachts zweieinhalb Kilometer weiter bis zur Siegessäule verbannt wurde.
Deshalb ist das „Deutschlandfest“ – man hört es schon am Namen – einfach nur so ein Fest, bei dem „Deutschland“ den 150. Geburtstag der guten alten Tante SPD feiert. Hoch soll sie leben, Kuchen soll sie geben! Und außerdem, na gut, gibt’s auch noch Bier, Bratwurst und ein bisschen Musik. Zu Gehör wird den Gästen allerlei Erwartbares gebracht. Wer halt so kommt zur Feier einer betagten Jubilarin: die Jule Neigel (die inzwischen Julia heißt), die lustigen Prinzen aus Leipzig und die unvermeidliche Nena. Also bitte, wird man sich im Willy-Brandt-Haus gedacht haben, wer braucht schon junge Wähler?!
Die Umbaupause gegen 16 Uhr nutzt der Kanzlerkandidat der SPD für eine Rede. Nein, Wahlkampf ist das nicht, das wäre ja hier nicht erlaubt. Peer Steinbrück hatte am Samstagnachmittag vermutlich noch nichts vor und war eh in der Gegend. Außerdem gibt sein Auftritt vor dem Brandenburger Tor schöne Bilder fürs private Fotoalbum.
2 Millionen Euro kostet die Sozialdemokraten die zweitägige Sause in Berlin, „weniger als ein dreitägiger Parteitag“, erklärt SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks. Und auch die vorausgegangene Kritik der Berliner Jusos an dem martialischen Namen „Deutschlandfest“ sei verstummt, sagt sie. „Die Jusos nehmen völlig freiwillig teil.“ Das hört man doch gern.
Und wenn am Sonntagvormittag der beliebte Schlagerinterpret Roland Kaiser die Herzen im Dreivierteltakt schlagen lässt, hat Peer Steinbrück noch eine Verabredung. Gemeinsam mit Ehefrau Gertrud liest er im Lesezelt den hoffentlich zahlreich erscheinenden Kindern aus „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ vor. Wie gesagt, Wahlkampf ist das nicht. Nur so ein Fest. ANJA MAIER