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Archiv-Artikel

DIE WIRTSCHAFT ENTDECKT, DASS SIE VOM KLIMAWANDEL PROFITIERT Die Ökologie als Markt

Wer verliert, wer gewinnt? Ob beim Fußball, beim Fernsehquiz oder bei Schlagerhitparaden – das interessiert immer. Diesen Mechanismus menschlicher Neugier hat nun auch die Deutsche Bank genutzt: In einer Studie hat sie ermittelt, welche deutschen Wirtschaftsbranchen am meisten vom Klimawandel profitieren werden. Um es kurz zu machen: Wer erneuerbare Energien produziert, gehört zu den Gewinnern. Bei den Verlierern reihen sich die Hersteller schwerer Luxusautos ein.

Einen Gewinner hat die Deutsche Bank allerdings vergessen: sich selbst. Denn es ist kaum zu übersehen, dass ihre Studie Werbezwecken dient. Sie soll die Bank als Vordenkerin profilieren, die ihre Kunden sicher in die Zukunft geleiten kann. Immerhin war die Expertise für den Staat kostenlos. Für eine ähnliche Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, publiziert im Mai, hat das Bundesumweltministerium noch zahlen müssen.

Beide Studien sehen den Klimawandel positiv, machen sie doch neue Märkte und neue Kunden für die deutsche Umwelttechnologie aus. Damit erkennen sie nur die Realitäten an. Denn nicht die Unternehmen werden für den Klimaschutz zahlen, sondern ihre Kunden und die privaten Haushalte. So war es jedenfalls bisher, wie die Geschichte der Ökosteuer zeigt: Sie wird vor allem von den Konsumenten aufgebracht und fließt in die Rentenkassen – wovon dann ganz unmittelbar auch die Unternehmen profitieren, die ja die Hälfte der Sozialbeiträge tragen. Dank der Ökosteuer kommen allein die exportorientierten Firmen auf ein Plus von einer Milliarde Euro jährlich, hat das Wirtschaftsforschungsinstitut RWI ausgerechnet.

Die Firmen können sich also über den Klimaschutz nicht beklagen. Mit der Ökologie ist es ein wenig wie bei der Börse: Dort ist es den Aktienhändlern auch weitgehend egal, ob die Kurse steigen oder fallen – solange sie sich überhaupt bewegen. Denn der Umsatz bringt das Geld. Mit dem Klimaschutz ist es ähnlich: Manche Branchen mag es treffen. Aber die neue Nachfrage nach Wärmedämmung oder Elektropumpen macht das wett.

ULRIKE HERRMANN