DIE WERBEPAUSE : Frische, frische Arbeiter
Wer in seinem Leben schon mal das Glück hatte, mit einer Sizilianerin in Syrakus auf dem Markt Fisch einzukaufen, der wird die Szene nicht mehr vergessen: Das scheinbar absichtslose Schlendern, vorbei an den von allerhand glänzendem Meeresgetier überquellenden Ständen, ein Lächeln hier, ein verneinendes Zungenschnalzen dort, bis der kleine Verkäufer fast erreicht ist, der die Familie seit den Zeiten der Normannen mit den nassen Lebewesen versorgt.
Und dann – geht die Freundin einfach vorbei! Wie das, fragt der tumbe Michel. Hast du nicht gesehen, sagt die mediterrane Weise, wo hast du bloß deine Augen? Auf mir? Jaja … Er hat mit dem Kopf geschüttelt. Er hat nichts Frisches heute. Aber der Stand war doch gut besucht. Ach Gott, du verstehst aber auch gar nichts: Er kann doch nicht sein Geschäft einstellen, nur weil für uns heute nichts dabei ist.
Dass man nicht alles kauft, was gerade da ist, sondern seine Wahl nach Qualität und Gusto trifft – dieses Küchenverhalten der guten Hausfrau ist so selten geworden wie der ehrbare Kaufmann. Hier und heute entscheiden die Lidl- und Aldi-Seiten, was auf den Tisch kommt. Insofern kann man der Caros Gmbh gar keinen Vorwurf für ihre republikweit geschaltete Kleinanzeige machen. Frische, frische Arbeiter mit ausgeprägten Muskeln, gesunden Zähnen und eintätowiertem Barcode in Grillmarinade, die jederzeit wie Fischstäbchen aus dem Gefrierfach genommen werden können, um möglicherweise ein schwäbisches Einfamilienhaus komplett ab sofort mit Solarzellen zu belegen – ja, warum denn eigentlich nicht. Beziehungsweise: Ja, warum denn eigentlich nicht??!!! Solange die Leute von der Straße wegkommen? Es ist ja nun doch schon ein paar Jährchen her, dass allen klar sein konnte: Es gibt keinen dritten Weg zwischen Sozialdings und dem Markt. Also zugreifen: Frischer wird’s nicht. AW