DIE WERBEPAUSE : Beten? Machen andere für mich
Heute schon gebetet? Nein? Ist auch gar nicht nötig, dank des Internets lässt sich die Zwiesprache mit Gott einfach outsourcen, wie die evangelikale Vereinigung ProChrist zeigt: Auf www.zweifeln-und-staunen.de wird man an den Betvorgang herangeführt, indem man ein „Wunschformular“ an Gott ausfüllt. Anschließend kann man aus 2.000 Menschen auswählen, die für einen beten und den Wunsch abschicken. Antworten kommen auch, nicht wenige davon laden zum ProChrist-Event ein, einem Missionierungsspektakel.
Bereits seit Dezember warb ProChrist im Internet mit Anzeigen für seine Gebetsaktion: „Ok, Gott, ich brauch einen Ausbildungsplatz“, richtet da etwa ein Jugendlicher an den Allmächtigen. Ein wenig kann man diese Verzweiflung nachvollziehen, denn einen Job zu bekommen ist in manchen Branchen tatsächlich eine Sache höherer Mächte. „Wenn wir beten, arbeitet Gott“, lautet ein Statement von Bernd aus Siegen, einem der 2.000 ehrenamtlichen Beter.
Ein User namens „barkai“ hatte folgendes Gebet abgeschickt: „Ich wünsche mir, dass Saudi-Arabien Homosexualität in den nächsten 2 Jahren legalisieren wird und die Todesstrafe wegen homosexueller Handlungen sofort aussetzt.“ Antwort von Karin aus Aidlingen: „Leider kann ich für Ihren Wunsch nicht beten, da er nicht mit dem Willen Gottes übereinstimmt.“ Den Wunsch kann man auf der Aktionsseite von ProChrist nachlesen, die Antwort wurde mittlerweile entfernt. ERIK WENK