DIE WERBEPAUSE : Geschäftsflüchtig
Wenn die Firma zahlt, fliegt man Lufthansa. Oder mit einer der anderen großen Fluglinien. Aber sicher nicht Easyjet. Die Abwesenheit jeglichen Komforts, die Mutation zu Sardinen in der Büchse, nimmt nur in Kauf, wer billig für ein Partywochenende nach Barcelona fliegen oder endlich mal wieder Frau Antje in Amsterdam besuchen möchte.
Da kurzfristige Flüge auch bei Billigfliegern kaum günstiger sind als bei der Premiumkonkurrenz, machten Geschäftsreisende lange einen Bogen um sie. Das soll sich nun ändern – auch mit der Hilfe von Martin Babikir: In der neuen Easyjet-Kampagne wird der Programmdirektor des Berliner Black-Music-Senders JAM FM als Testimonial mit viel „Business-Sinn“ gefeiert, da er sich regelmäßig von Easyjet nach London oder Brüssel fliegen lasse, wo er sein Netzwerk pflege oder Konzerte besuche. Eine Win-win-Situation: Sowohl die Business-Offensive von Easyjet als auch der Sender von Babikir werden bekannter.
Wer dem Link zur Website unter der Anzeige folgt, erfährt, dass man Flexi Tickets innerhalb eines vierwöchigen Zeitraums kostenlos umbuchen kann. Ein Check-In-Gepäckstück ist auch inklusive – anderswo selbstverständlich. Für die Getränke an Bord muss man trotzdem zahlen. Und auf ein freundliches Lächeln der Flugbegleiter kann man auch nur hoffen. Seit der Umschulung vom Gefängniswärter haben sich das noch nicht alle gleichermaßen antrainiert.
Man wäre gern dabei, wenn Babikir dem spärlich vorhandenen Bodenpersonal am Flughafen zu erklären versucht, dass er die Lautsprecherbox, auf der er auf dem Anzeigenfoto so lässig lehnt, unbedingt mit in die Kabine nehmen muss, auch wenn sie die zulässigen Abmessungen überschreitet. Ob sein Ticket für solche Sonderwünsche flexi genug ist?
Das Problem der Kampagne ist, dass sie keinen einzigen Grund liefert, warum man mit Easyjet auf Geschäftsreise gehen sollte. Außer dass Martin Babikir es auch tut – wohl erst mal umsonst. Jetzt erschließt sich auch, was mit seinem „Business-Sinn“ gemeint ist. DENK