DIE WERBEPAUSE : Dicker Junge
Der erste Gedanke: Freude. Der zweite: Besorgnis. Was ist bloß mit Kai Diekmann los? Neulich suchte er per Twitter noch „Visionäre, Macher und Medien-Revolutionäre“ – und jetzt schon einen dicken Jungen als Nachfolger? Ist der Bild-Chefredakteur etwa amtsmüde aus dem Silicon Valley zurückgekehrt?
Dabei könnte es doch gerade gar nicht besser für ihn laufen: Alle halten ihn für einen Netzguru, weil er twittert und sich unrasiert mit Kapuzenpulli, neudeutsch: Hoody, fotografieren ließ, und auch seine Position im Verlag hat die Auszeit gestärkt: Springer macht ihn zum 1. November auch zum Herausgeber der einverleibten B.Z. Und auf der Höhe seiner Macht will Diekmann einfach hinschmeißen?
Natürlich nicht. Wer näher ans Plakat herantritt, erkennt, dass Diekmann nur wieder eine Möglichkeit gefunden hat, sich als cooler Typ zu profilieren, als Vorbild gar. Er unterstützt die Coachinginitiative Rock Your Life, die sozial benachteiligte Jugendliche mit Studenten und Unternehmen zusammenbringt.
Chancengleichheit ist das Mantra der Kampagne, die jedoch vor allem dem Image der Unterstützer nützt – neben Diekmann ein Fernsehkoch, eine Nachrichtensprecherin und ein Fußballer. Die mussten noch nicht mal zum Fotoshooting kommen. Vorbilder für soziales Engagement sehen anders aus – wie die Studenten etwa, deren Arbeit nur im Kleingedruckten gewürdigt wird. DENK