DIE WERBEPAUSE : Schlammschlacht um Nofretete
Wer ist die geheimnisvolle Schöne auf dem Plakat und was soll das mit dem Migrationshintergrund? Ist die ägyptische Königin Nofretete nicht schon längst integriert und eingebürgert?
Der deutsche Ägyptologe Ludwig Borchardt hat die Büste bei seiner Amarna-Grabung im Jahr 1912 gefunden und ein Jahr später an die Spree verfrachtet. Sie wohnt also bereits seit 98 Jahren hier – quasi ein echtes Berliner Urgestein.
Ägyptens Regierung sieht dies anders. Lange hatte sie damit gedroht – jetzt machte sie Ernst. Seit Montag fordert Ägypten offiziell die Büste der Nofretete zurück. Denn der Chef der ägyptischen Antikenverwaltung, Sahi Hawass, behauptet, die ägyptischen Behörden seien damals hintergangen worden. Sein Vorwurf: Borchardt soll die Büste seinerzeit mit Matsch eingeschmiert haben, um dadurch ihren wahren Wert zu verbergen. Stimmt gar nicht, sagen heute das Auswärtige Amt und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Die Schlammschlacht um die Schöne hat begonnen. Ist Nofretete nun Ägypterin – oder eine Berlinerin mit nicht mehr ganz so einfach zu ermittelnden Vorfahren? Bedenkt man, dass sie den Sonnengott Aton angebetet hat, spricht dies für eine Zugehörigkeit zum sonnigen Ägypten. Andererseits hat sie sich bestimmt schon lange an das miese Wetter in dieser Stadt gewöhnt. Deshalb streichen wir ihr nach 98 Jahren jetzt auch endgültig ihren Migrationshintergrund – denn ohne dieses Beiwort wäre Herr Hawass doch niemals auf die Idee gekommen, sie als Ägypterin zurückzufordern. AGRA