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Archiv-Artikel

DIE US-BOMBEN AUF EIN DORF IN PAKISTAN TREFFEN VOR ALLEM MUSHARRAF Politischer Kollateralschaden

Wäre nicht der 11. September 2001 gewesen, Pakistans Präsident Musharraf hätte sich nie Hoffnungen auf eine Verbesserung der getrübten Beziehungen zu den USA machen können. Atombombe, Waffen- und Drogenschmuggel,Weitergabe der Baupläne für die Atombombe an Nordkorea und Iran – das alles hat nicht gerade geholfen, gut Freund mit den Amerikanern zu werden.

Aber nach dem 11. September, als im globalen Kampf gegen den Terror die Taliban und al-Qaida zu Washingtons ärgsten Feinden wurden, stellte Präsident Bush den pakistanischen Präsidenten Musharraf vor die Wahl: Feind oder Freund. Feind hieße: militärischer Konflikt. Der General entschied sich für Freund und bekommt so Militär- und Budgethilfe in offizieller Höhe von 600 Millionen Dollar pro Jahr aus den Vereinigten Staaten. Viel Geld, mit dem sich auch die Position gegenüber dem Erzfeind Indien verbessern lässt.

Doch die von Musharraf zugesagte „uneingeschränkte Hilfe und Unterstützung“ im globalen Antiterrorkampf bedeutet innenpolitisch einen Balanceakt auf dem Drahtseil, von dem der General immer wieder abzustürzen droht. Der Bombenangriff der Amerikaner auf das pakistanische Dorf in der pakistanisch-afghanischen Grenzregion dürfte jetzt alle akrobatischen Fähigkeiten Musharrafs herausfordern. Nicht wenigen in Pakistan stößt die enge Bindung an die USA sauer auf.

Musharraf hatte bisher darauf gesetzt, dass Pakistans und sein eigenes Ansehen in der Welt und so auch im eigenen Land wächst, wenn er sein Land zu einem Teil der globalen Allianz gegen den Terror macht. Das US-Bombardement muss ihm wie eine deftige Ohrfeige vorkommen. Den Amerikanern ist offenbar ziemlich egal, wer in Pakistan an den Hebeln der Macht sitzt, ob es Versprechen, Verträge, Abmachungen gibt. Das bei solchen Aktionen immer wieder Zivilisten getötet und Al-Qaida-Kämpfer verfehlt werden, ficht sie nicht an. Da haben die befreundeten Geheimdienste eben falsche Informationen geliefert. Den Einzigen, den das jetzt in Erklärungsnot bringen wird, ist Musharraf. Washington ist zu weit weg, als dass die Detonationswellen auch dort noch zu spüren wären. Nils Rosemann