DIE STIMMEN DER ANDEREN :
■ Jerusalem Post (Jerusalem)
Aufruhr wegen eines „antisemitischen“ „Spiegel“-Kolumnisten
[…] Deutsche Mainstreammedien von rechts bis links beeilen sich derzeit, Augstein gegen seine Kritiker zu verteidigen, auch gegen den bekannten jüdischen Autor und Journalisten der Welt Henryk M. Broder. Broder sagte der Jerusalem Post am Mittwoch: „Judenhass ist der gemeinsame Nenner der Blogger und Journalisten, die Augstein verteidigen.“ Er paraphrasierte den Kaiser Wilhelm II. zugeschriebenen Ausspruch: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“, indem er sagte: „Ich kenne keine deutschen Parteien, ich kenne nur Antisemiten.“
Broder findet die Debatte positiv, denn sie „bringt Klarheit und Licht in die Art, wie Antisemiten denken, und zeigt, wie modern die antisemitischen Aussagen Augsteins sind und seine Dämonisierung von Israel. […]
Professor Gerald M. Steinberg, Vorsitzender der NGO Monitor mit Sitz in Jerusalem, sagte gegenüber der Post: „Kritiker von Israel werden zu antisemitischen Rassisten, wenn sie singuläre Standards anwenden, die Juden das Recht absprechen, einen souveränen Platz unter den Nationen einzunehmen, oder indem sie Bilder oder Themen des klassischen Judenhasses benutzen oder aufrufen.“ Genau so, das hat Broder gezeigt, greifen Augstein und seine Verteidiger Israel obsessiv und irrational an und werben für BDS-Kampagnen, also Boykott, Beschlagnahmung des Vermögens und Sanktionen gegen Israel – alle drei Dimensionen sind hier miteinander verbunden. Damit sind sie zweifellos antisemitisch, das hat auch der Fall Judith Butler gezeigt.
Butler, eine antizionistische US-amerikanische Professorin, hat Deutsche zum Boykott Israels aufgerufen und Hisbollah und Hamas als „soziale, progressive Bewegungen“ bezeichnet, die Teil der Linken seien. Augstein verteidigte sie in seinen Kolumnen.
Steinberg, Professor für Politikwissenschaften bei Tel Aviv, verwies auf einen weiteren Fall. „Unlängst wurde ein Angestellter von Amnesty International, Krystian Benedict, wegen eines antisemitischen ‚Witzes‘ abgemahnt, nach einem überfälligen Protest von Großbritanniens jüdischen Führern.“ Steinberg sagte: „Die Zensur von Augstein durch das Wiesenthal [Center] ist eine vergleichbare und notwendige Antwort auf seine hassbasierte Sprache, die auf die schändliche ‚jüdische Lobby‘ und auf Stürmer-ähnliche Darstellungen von Israelis als hässliche Kriegsmonster zurückgreift.“
Im Gegensatz dazu beweist Broders klare Verurteilung eines solchen antisemitischen Verhaltens eine wichtige moralische Klarheit. Experten in Deutschland haben Broder verteidigt. In einer E-Mail an die Post am Donnerstag schreibt der Leiter des Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) über den Journalisten der Frankfurter Rundschau Christian Bommarius, dass dieser „Antisemitismus verteidige“. „Er unterstützt Augstein und diffamiert den Journalisten Henryk M. Broder auf denkbar ekelhafte Weise. Er vergleicht den deutschjüdischen Journalisten […] mit Nazis wie Hitler, Goebbels und Streicher.“
Alex Feuerherdt, ein deutscher Journalist, der unter anderem für Die Jüdische Allgemeine schreibt, teilt der Post mit: „Es ist grotesk, dass der Skandal in Deutschland nicht Augsteins Angriffe auf Israel sind, sondern das Simon Wiesenthal Center, das ihn auf seine Top-Ten-Liste gesetzt hat.“ Feuerherdt, der viel zum zeitgenössischen Antisemitismus in Deutschland publiziert hat, beklagte, „dass das Thema nicht der Antisemitismus ist, sondern die, welche die Antisemiten kritisieren.“ Auf die Frage, ob die Kontroverse antisemitische Sichtweisen in Deutschland auf Israel und Juden ändern würde, antwortete Broder: „Es wird sich nicht viel ändern.“
■ Die Welt Online, Blog (Berlin)
Im Zweifel links von Ramallah
Jetzt hat es Jakob Augstein, Sohn von Rudolf Walser, tatsächlich in die Bestenliste des globalen Antisemitismus geschafft. Dabei ist nicht wirklich klar, womit er das verdient hat. Was er über den Nahostkonflikt schreibt, ist unter deutschen Journalisten doch ziemlicher Mainstream. Israel ist das Hauptproblem für den Frieden und Gaza das Warschauer Getto unserer Zeit. […]
Eine seltsame Faszination stellen für diese Leute immer „die Siedlungen“ dar. […] Dabei ist es sicher richtig, dass diese Baumaßnahmen den Frieden nicht wirklich näher bringen. Aber es ist mir trotzdem gleichgültig, und ich kann auch erklären, warum: In der palästinensischen Gesellschaft wird den Kindern von klein auf eingeimpft, die Juden (nicht Israelis, sondern die Juden!) zu hassen. Kinder spielen die Entführung von Soldaten nach, es wird vom bewaffneten Kampf geschwärmt, vom Märtyrertod und der Vernichtung der Zionisten. […]
Quelle: Jerusalem Post, boess.welt.de