piwik no script img

Archiv-Artikel

DIE STIMMEN DER ANDEREN

Irish Examiner (Irland)

Murdoch muss sich verantworten

Einer der mächtigsten Bürger in der englischsprachigen Welt, der Medientycoon und Chef der News Corporation Rupert Murdoch, wurde von einem Ausschuss von Abgeordneten in gewisser Weise zur Verantwortung gezogen. Murdochs Befragung und die seines Sohnes geschah wenige Wochen nach der Enthüllung der Ausmaße des Abhörskandals. Aufgrund der Entrüstung haben bereits viele mächtige Leute in Polizei und Medien das Ende ihrer Karriere erlebt. Einige werden vor Gericht kommen. Wie sehr kontrastiert dies doch mit dem Schicksal der Banker, die dieses Land ruiniert haben. Bald drei Jahre nachdem unsere Wirtschaft zerstört wurde, spielen sie immer noch Golf, segeln auf ihren Yachten und lachen über uns.

Corriere del Ticino (Schweiz)

Politiker rücken auf Anklagebank

Es ist ein Orkan, der infolge des Abhörskandals nicht nur die Fundamente des Medienreichs von Murdoch erschüttert, sondern auch das britische politische Establishment erfasst. Denn wenn noch bis vor Kurzem die Enthüllungen den Skandal zu einem Fall von Korruption und mangelnder Berufsethik machten, stößt er nun auf eine institutionelle Ebene vor. Auf der Anklagebank sitzen britische Regierungen, Labour und Konservative, die gern bereit waren, ein Auge zuzudrücken, um die Unterstützung der Murdoch-Zeitungen zu bekommen.

Der Standard (Österreich)

Integrität Camerons in Gefahr

Bisher ließ sich die Affäre um Rupert Murdochs Einfluss auf die wichtigsten Akteure der britischen Politik noch mit einer gewissen Distanz verfolgen. Gewiss war es zu einer ungesunden Nähe gekommen zwischen dem US-australischen Medienmagnaten und den Ministern Ihrer Majestät. Nun geht es nicht mehr nur um Murdochs Profite und Zivilcourage von Politikern. Wenn die wichtigste Strafverfolgungsbehörde des Landes kopflos wird, steht die nationale Sicherheit auf dem Spiel. Sicher spricht Frust aus den Worten des Polizeipräsidenten, der sich durch die Annahme eines kostenlosen Kuraufenthaltes im Wert von 13.700 Euro angreifbar gemacht hat. Aber den Fragen nach seinem Urteilsvermögen kann Cameron nicht mehr ausweichen. Von seiner Freunderlwirtschaft mit den Murdoch-Leuten muss er sich ein für allemal verabschieden.

Dziennik Gazeta Prawna (Polen)

Skandal gefährdet Ruf der Medien

Der Skandal um News of the World kann leider negativen Einfluss nicht nur auf die Medien des australischen Moguls Murdoch haben. Der Fall bietet gute Gelegenheit für Angriffe gegen Journalismus in einem breiteren Rahmen. Man kann die Boulevardzeitungen mögen oder auch nicht, sie versuchen aber, den Regierenden auf die Finger zu schauen – ohne dabei in der Regel das Recht zu brechen. Jetzt, wenn Murdoch vor dem britischen Parlament über das Benehmen seiner Leute aussagen muss, wird es einfacher sein, andere Journalisten zu fragen, woher sie ihre Informationen haben. Damit kann ihre Glaubwürdigkeit infrage gestellt werden oder ihr Ruf beschädigt werden durch die Unterstellung, auch sie hätten auf schmutzige Methoden zurückgegriffen.

Libération (Frankreich)

Demokratie auf Kollisionskurs

Tag für Tag wird im Abhörskandal bei News of the World der gesamte britische Machtapparat infrage gestellt. Die gesamte politische Klasse wurde durch die Affäre geschwächt. Die Konservativen, aber auch die Labour-Politiker haben die Titel der Murdoch-Presse blühen lassen – in der Hoffnung auf das Wohlwollen des Pressemagnaten, der zu einem Macher von Premierministern geworden ist. Sie haben zugelassen, dass er in der britischen Medienlandschaft eine Vorherrschaft erlangt, indem sie die Kontrollen und Gegengewichte einschränkten. Und so hat der heutige Premierminister, als der Skandal schon bekannt war, einen ehemaligen Chef von News of the World zum Leiter seines Pressedienstes ernannt – auf Drängen Murdochs.

Quellen: Eurotopic/dpa