DIE SEXSKANDALE IM KONGO DISKREDITIEREN DIE VEREINTEN NATIONEN : Blauhelme außer Gefecht
Soldaten sind Soldaten. Bloß weil ein Soldat in einer UN-Friedenstruppe steht statt an einem Eroberungskrieg teilzunehmen, wird er kein neuer Mensch. Es sollte daher nicht überraschen, dass auch UN-Blauhelmsoldaten zu Prostituierten gehen, für Kindersex zahlen und Gruppenvergewaltigungen begehen.
Es wundert sich in der Demokratischen Republik Kongo auch niemand. Jahrelang waren solche Vorfälle in UN-Stationierungsorten im Kongo Stadtgespräch, bevor sich auch nur ein einziger UN-Ermittler dafür interessierte. Gemessen an den brutalen Vergewaltigungen kongolesischer Frauen durch die eigenen Milizen galten die Übergriffe der UN-Soldaten ohnehin als harmlos. Die Opfer überlebten schließlich und wurden sogar bezahlt. Im Kongo ist das ein Privileg.
All das entschuldigt aber nichts. Die UN-Soldaten im Kongo haben das Mandat, die Zivilbevölkerung zu schützen, nicht zu Prostituierten zu gehen. Ihr Verhalten ist untragbar. Die UNO ist im Kongo ohnehin in der Kritik, weil ihre Truppen nur in den seltensten Fällen militärisch eingreifen, um Kriegsverbrechen zu verhindern. Nun verliert ihre weltgrößte Friedensmission, die für einen effektiven Umgang mit den Konflikten des Kongo aber längst nicht groß genug ist, auch noch ihre internationale Glaubwürdigkeit. Welches Land soll der Ausweitung einer Mission zustimmen, die anscheinend aus Sexualverbrechern besteht?
Als Ausweg sollen die Blauhelme jetzt jeden Kontakt zur Bevölkerung meiden und in ihren Kasernen bleiben, außer wenn sie zu militärischen Zwecken unterwegs sind. In Zukunft werden die UN-Soldaten also überhaupt nichts mehr davon mitbekommen, was um sie herum vorgeht – selbst wenn ein paar Kilometer von ihrem Quartier entfernt Krieg ausbricht. Eine Friedenstruppe mit solchen Anweisungen macht sich selbst überflüssig.
DOMINIC JOHNSON