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Archiv-Artikel

DIE PANIKMACHE MIT DER VOGELGRIPPE NÜTZT NUR DER PHARMAINDUSTRIE Gegen Seuchen hilft Alarmismus nicht

Eine Portion Vorsicht und die intensive, weltweite Beobachtung der Wege, auf dem sich das Vogelgrippevirus H5N1 ausbreitet, sind angebracht. Doch dem Alarmismus, der von einigen Experten angeschlagen wird, muss ein Ende bereitet werden. Die Situation sei bedrohlich wie nie zuvor, wird da ein Experte der Weltgesundheitsorganisation zitiert. Er geht fast schon wie bei einem Naturgesetz davon aus, dass das Virus mutieren wird oder sich mit einem menschlichen Grippevirus vermischt und so auch für Menschen hoch infektiös wird. Das ist in der Tat ein Horrorszenario. Doch noch ist H5N1 fast ausschließlich eine Gefahr für gefiederte Mitgeschöpfe und für Geflügelhalter. Diese werden wirtschaftliche Verluste zu verkraften haben, sollte das Virus in ihre Bestände einfallen.

Bekämpft werden muss das Virus vor allem in Südostasien, in seinem Ursprungsgebiet. Dort grassiert H5N1 bereits seit über zwei Jahren. Zwar gab es wiederholt Kritik an den Regierungen einiger dort betroffener Länder. So wurden zeitweilig Informationen zurückgehalten. Doch die reichen Industriestaaten müssen sich auch fragen lassen, ob sie genug dazu beitragen, damit das Virus wieder eingedämmt werden kann – und sei es nur, dass genügend Geld zu Verfügung gestellt wird. Das wäre sicherlich die effektivste Maßnahme, um auch hierzulande Mensch und Tier vor dem Virus zu schützen.

Derzeit horten die Länder, die es sich finanziell leisten können, nach dem Motto „die nächste Grippewelle kommt bestimmt“ einen riesigen Berg an antiviralen Medikamenten. Die Pharmaindustrie kommt gar nicht hinterher, die eingehenden Bestellungen abzuarbeiten. Seit längerem schon steht eine mögliche Grippeepidemie ganz oben auf der Agenda von Gesundheitspolitikern. Mehrstellige Millionenbeträge werden vorsorglich für den Medikamenteneinkauf zur Verfügung gestellt – die Pharmaindustrie ist begeistert. Dabei gibt es bereits erste Hinweise, dass die Grippeangst von den Pharmaherstellern über PR-Agenturen geschürt wird. WOLFGANG LÖHR