DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Ende des Rowdytums
WAS SAGT UNS DAS? Der Beauftragte für die Stasi-Unterlagen sagt etwas zu Neonazis in der DDR
Endlich sagt es mal einer. Sollte man eigentlich nie sagen, denn solches Lob fällt allzu oft dem zu, der Dummes distungiert verpackt, einfache Warheiten so verkauft, dass sie sich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen senden lassen. In diesem Fall muss es aber genau so gesagt werden.
„Es sollte nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf“, sagte Roland Jahn, Beauftragter für die Stasi-Unterlagen, der Frankfurter Rundschau. „Denn die DDR war gegründet auf dem antifaschistischen Mythos.“
Jahn hatte mit der Zeitung über die Gründe für die im Vergleich zu Westdeutschland überproportionale Stärke des Rechtsextremismus auf dem Gebiet der zugrunde gegangenen DDR gesprochen. Und gesagt: Die Ursachen liegen auch in ebenjener DDR.
Einer DDR, die sich in die Verfassung schrieb, der Faschismus sei besiegt, und dann selbst so fest daran glaubte, dass sie die größer werdenden Faschogruppen der 70er und 80er Jahre übersah. Obwohl „übersehen“ nicht das richtige Wort ist. Die Staatssicherheit registrierte das Erstarken der Rechtsextremen durchaus, nahm zur Kenntnis, wie sie Linke oder Punks zusammenschlug. Aber in den meisten Akten tauchten das nicht als rechtsextreme Gewalt auf. Sondern als „Rowdytum“. Weil eben nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Deshalb suchte die Stasi auch nicht nach Ursachen. Soziologische Untersuchungen dazu verhinderten die Mächtigen im Staat, bis es mit diesem zu Ende war.
Dann hätte es nämlich zumindest den Hauch einer Chance für eine Debatte gegeben, warum die vietnamesischen Gastarbeiter in der DDR kaserniert und von den Urdeutschen ferngehalten wurden. Wieso es eigentlich so wenig Internationalität in der DDR gab, ja spätestens seit dem Ausrufen des „Sozialismus in den Farben der DDR“ in den 80ern sogar offen nationalistische Töne. Das Preußisch-Militaristische dieser Republik wäre einmal offen zutage getreten. Endlich sagt es wenigstens heute mal einer. DAS