DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Im Reich des Bösen
WAS SAGT UNS DAS? Die Computerspielefirma Blizzard wird 600 Mitarbeiter entlassen. Dabei hatte der „World of Warcraft“-Erfinder doch immer alles richtig gemacht
Vom Guten ins Böse ist es oft nur eine Tat weit. Der US-amerikanische Computerspielentwickler Blizzard galt bisher als eine Art Frau Holle der Branche: Er schmiss nur Gutes vom Himmel. Oder zumindest Erfolgreiches. Einige der meistverkauften und meistgelobten Spiele aller Zeiten, Blockbuster wie World of Warcraft gehen auf das Konto der Firma. Blizzard warf diese Spiele auch nicht wie weithin üblich fehlerhaft bis unbrauchbar auf den Markt. Sondern arbeitete, bis es sah, dass es gut war. Darum warten die Fans auch schon seit zehn Jahren auf den dritten Teil des Monsterschnetzelspiels „Diablo“. Und wenn nötig werden sie das auch noch länger tun.
Blizzard, das ist gütige Schicksal selbst. Oder war es zumindest bisher.
Denn das Unternehmen wird jetzt 600 Mitarbeiter entlassen. Das schockt dann doch einige – die Meldung wird im Netz recht eifrig kommentiert.
Einer der Gründe: Landflucht. Zu Hochzeiten trieben sich im virtuellen Reich von „World of Warcraft“ online 12 Millionen Spieler herum, doch seit einigen Monaten werden es rapide weniger – inzwischen hat es nur noch knapp über 10 Millionen Einwohner. Das sind immer noch etwa zwei Millionen mehr als beispielsweise in Österreich, aber doch ein empfindlicher Verlust für Blizzard.
Deshalb wird nebenher auch schon fieberhaft nach Geld geschürft, also dem der Spieler. Die sollen nämlich bei „Diablo“ künftig Gegenstände, die sich im Spiel verwenden lassen, direkt für echtes Geld kaufen können. Das regt auch einige Spieler auf. Denn in ärmeren Weltgegenden verdienen ganze Industrien, manche sagen Mafias, Geld damit, virtuelle Schwerter und Rüstungen für Echtgeld zu verhökern. Gehört Blizzard also künftig zum Reich des Bösen? Oder verknüpft es einfach konsequent die virtuelle Wirtschaft mit der sogenannten realen? DAS