DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Auslä … Türk … äh … Mig …
WAS SAGT UNS DAS? Sieben Städte müssen sich auf einen Gedenktext für die NSU-Opfer einigen. Da kann man nicht auch noch deren Familien fragen
Es wäre schön gewesen, den Angehörigen diesen Beschluss zumindest vorher mitzuteilen. „Wir wissen ja nicht einmal, ob das alle überhaupt so wollen.“ „Warum können die Menschen, um die es geht, nicht gehört und gefragt werden?“ Diese Sätze standen gestern in der taz. Es ging um die Form des Gedenkens für die Opfer der Naziterrorzelle NSU. Barbara John, die Ombudsfrau, zeigte sich ratlos. Ihr kann geholfen werden.
Da ist zunächst der Sachzwang: Die Verwaltungen von sieben Städten mussten sich auf einen gemeinsamen Text für die Gedenktafel einigen. Das ist sauanstrengend. Da ist die Eigendynamik staatlich-bürokratischen Handelns: Wo kommt man hin, wenn alle, die betroffen sind, mitreden? Jedenfalls nicht zu Stuttgart 21. Da ist die urdeutsche Unbeholfenheit bei der Kommunikation: Wie redet man jetzt noch mal mit diesen Ausländern, äh Türken, ich meine Migranten, Immigranten, schwitz, türkischstämmigen Deutschen, ach verdammt, wir machen es ohne Geschwätz. Da ist die ebenso urdeutsche Stumpfheit: Man hat tatsächlich einfach nicht dran gedacht, mit den Angehörigen zu reden. Gar nicht so unähnlich dem alltäglich zu beobachtenden Verhalten: Man spricht nicht, man drückt sich durch. Und da ist schließlich kühle Berechnung: Man redet vorab mit demjenigen, der es ins TV und damit ins öffentliche Bewusstsein geschafft hat. Man redet mit Ismail Yozgat. Und man hat überhaupt nichts begriffen, um es vorsichtig zu sagen. Noch Fragen, liebe, verehrte Frau John? AW