DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Immer diese Russen
WAS SAGT UNS DAS? Ultras von Zenit St. Petersburg haben ein rassistisches Manifest verfasst
Russland ist immer für eine schlechte Nachricht gut: Stalin, Putin, Gazprom, Pelmeni und dann wieder Putin. In letzter Zeit kam noch Franz Beckenbauer hinzu, weil Putin beziehungsweise Gazprom ihre Sportgroßereignisse der nächsten Jahre – Olympische Winterspiele in Sotschi 2014, 2016 dann die Eishockey-Weltmeisterschaft und schließlich die Fußball-WM 2018 – vom „Kaiser“ ins rechte Licht gesetzt sehen wollen.
Warum auch nicht? Franz Beckenbauer ist ein sehr netter Mann. Und wenn er bei einer Betriebsweihnachtsfeier mal eben am Beckenrand ein Kind zeugt, dann weist das zudem darauf hin, dass er nicht direkt schwul ist; und schwarz ist er sowieso nicht, der Franz, höchstens politisch. Die Fans der Ultragruppierung „Landskrona“ vom russischen Fußballclub Zenit St. Petersburg sollten also keine Problem mit dem Franz haben. Das ist wichtig. Weil Zenit Gazprom gehört. Und weil die Fans von „Landskrona“ weder schwarze noch schwule Fußballer in „ihrer“ Mannschaft spielen sehen wollen, wie sie in einem Manifest auf ihrer Homepage mitteilten. Ganz wie ihre deutschen Kollegen – gab es da nicht mal Streit? – wiesen sie den Rassismus- und Homophobievorwurf von sich. Sie würden lediglich auf ihrer nationalen Identität beharren. Rauchen und trinken sollen die Stars übrigens auch nicht – wenn das der Führer noch erlebt hätte!
Inzwischen jedoch hat sich bei Zenit eine Achse der Toleranz positioniert. Nicht Putin und nicht Gazprom. Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer und Trainer Luciano Spalletti sind die gebrannten Kinder, die – wie der Kicker meldet – sich weigern, „die Spielerauswahl in irgendeiner oberflächlichen Weise zu beschränken“. Schöne Formulierung. AW