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Archiv-Artikel

DIE GESELLSCHAFTSKRITIK Brücke und Lücke

WAS SAGT UNS DAS? Die Bikini Bridge soll der neue Magertrend sein. Die Brücke wird tatsächlich gehypet – vor allem in den Medien

Kein Witz zu flach, keine Information zu banal, um nicht in 140 Zeichen in die Welt hinausgeblasen zu werden. Twitter ist wie eine überfüllte Kneipe, in der ständig jemand aufsteht, auf eine Bierkiste steigt, einen Satz in die Menge ruft und sich wieder hinsetzt. Vergangenen Freitag war er da, der neue Megatrend: die #bikinibridge!

Und weil bei Twitter vor allem Autoren und Medienfuzzis rumhängen, verbreiten sie den Quatsch dann in ihren eigenen Medien. Nun die Bikini Bridge. Nach kurzer Recherche wusste ich: ein neuer Magertrend. Die Ablösung der „Thigh Gap“. Die Lücke zwischen den Oberschenkeln der Frau galt im vergangenen Jahr als Nonplusultra der Selbstoptimierung, jetzt ist es die Brücke, die das Schlüpfergummi über den hervorstehenden Beckenknochen bildet. Das sorgte für Spot und Empörung auf Twitter. Ein Journalist kommentierte: „Übrigens: nach Oberschenkellücke und Bikini Bridge kommen die Rippenbögen. Diese müssen sich auch noch unter einem dicken Pulli abzeichnen.“ Eine andere Kollegin schrieb: „Der neue Trend heißt Brain Bridge. Wenn man einen Bikini zu einem Ohr rein- und zum anderen wieder rausfädelt, darf er kein Gehirn berühren.“ Der Witz ist: Die Sache ist eine Ente, ausgedacht von den Jüngern der Internet-Guerilla-Seite 4chan, die sich einen Spaß daraus gemacht haben, einen neuen Hype zu produzieren. Hat funktioniert. Schon Samstag war das Thema in sämtlichen Nachrichtenportalen. Und heute auch in der taz. LEA STREISAND