DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Rechte, linksgestrickt
WAS SAGT UNS DAS? Der Wiener Akademikerball ist ein Ereignis von Rang– für Europas Ewiggestrige
Einen einzigartigen Abend voll Glanz, Glamour und Tradition“ verspricht der Ballausschuss des Wiener Akademikerballs in seiner Einladung für den 24. Januar in die Festräume der Wiener Hofburg. Unter den zahlreichen Lustbarkeiten des Wiener Faschings ist der Akademikerball die umstrittenste, bietet er doch regelmäßig ein imperiales Ambiente für ein Stelldichein der rechten und rechtsextremen Szene Europas. Im Verein mit der Wiener Landesgruppe der rechten FPÖ zelebrieren die akademischen Cartellvereine ihre deutschnationalen Wurzeln.
Neben der von linken Gruppen und Aktivisten gegründeten Plattform „jetztzeichensetzen“ haben sich nun auch KZ-Überlebende zu Wort gemeldet: „Als Überlebende der Nazizeit macht es uns fassungslos, dass die im Eigentum der Republik stehende Hofburg noch immer ihre Tore für Vertreter und Vertreterinnen rechtsextremer Vereine aus Österreich und Europa öffnet. Damit werden auch Vertreter von Vereinen willkommen geheißen, die Holocaustleugnern eine Bühne geboten und die Opfer des Nationalsozialismus immer wieder verhöhnt haben!“
Doch die Regierung schweigt. Und die Geschäftsführung des Kongresszentrums Hofburg bleibt „neutral“, solange „die Veranstaltung nicht gegen das Gesetz verstößt und unsere Vertragsbedingungen verletzt“.
Dass es durchaus auch anders geht, zeigt die Stadt Innsbruck. Dort hat man den Korporierten im Mehrheitseigentum der Stadt stehende Prunkräume entzogen.RALF LEONHARD