DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Braun statt rot
WAS SAGT UNS DAS? In einer Zeitungsbeilage bekennen Bürger, israelische Produkte zu boykottieren
Die Botschaft ist eindeutig: „Israelische Produkte! Kaufe ich nie“, lautet es in blutroten Buchstaben in der Anzeige, erschienen in der linken Schweizer Wochenzeitung WOZ. Die Initiatoren sind Schweizer Bürger, darunter Lehrer und Juristen, und auch ein halbes Dutzend Grüner und linker Nationalräte. Abgeraten wird vom Kauf von Marken und speziellen Produkten, die aus Israel stammen. „Bis Israel das Völkerrecht einhält und die legitimen Rechte der Palästinenser anerkennen.“ Kritik, diese Anzeige könne unter Umstanden als antisemitisch verstanden werden, weisen die Initiatoren vehement zurück.
Es sind immer die gleichen Argumente, welche bei dieser Debatte hervorgebracht werden: Man solle doch bitte nicht Judenhass hineininterpretieren; man sei doch eigentlich ein Freund Israels. Und Hitler sei überall und natürlich verletze gerade der kleine Judenstaat Israel Menschenrechte massivst. Gerade deswegen dürfe sich die Geschichte nie wiederholen und es müsse erlaubt sein, das Land zu kritisieren. Denn ganz genau, die Juden machten mit den Palästinensern genau das, was die Nazis einst mit den Juden gemacht haben. Und so weiter, und so fort – es ist müßig, den als Argument getarnten Antisemitismus zu wiederholen.
Schweizer Juden sind zu Recht alarmiert. „Das erinnert unweigerlich an den Aufruf in Nazi-Deutschland, wo es hieß: ,Kauft nicht bei Juden ein!‘“, sagt Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG). Er empfindet die Kampagne zwar nicht als antisemitisch, aber als „unsensibel und bedenklich.“
Hinter dieser Anzeige steckt eine ganze Kampagne, organisiert vom Schweizer Ableger der internationalen Boykottbewegung Boykott-Desinvestition-Sanktionen (BDS). Die Non-Profit-Organisation – ein Zusammenschluss verschiedenster palästinensischer Gruppierungen – kämpft bereits seit 2005 für palästinensische Belange – und das meistens mit Boykottaufrufen. Würde Israel wirtschaftlich und kulturell boykottiert und von der internationalen Gemeinschaft isoliert, müsste die Regierung ihre Palästinenser-Politik ändern, lautet ihre These.
Es geht nicht um Kritik an der israelischen Politik, die teils berechtigt ist und selbstverständlich erlaubt sein muss. Es geht um die Art und Weise, wie in der WOZ-Beilage Kritik geübt wird. Eine mehrseitige Anzeige in einer linken Wochenzeitung samt Aufruf zum Boykott israelischer Produkte erinnert schlicht an die deutsche, braune Vergangenheit – ohne Wenn und Aber. CAK