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Archiv-Artikel

DIE FORDERUNGEN DER PALÄSTINENSISCHEN HÄFTLINGE SIND ZU HOCH Hungerstreik wenig Erfolg versprechend

Die Forderung der hungerstreikenden palästinensischen Häftlinge nach verbesserten Kontaktmöglichkeiten zu ihren Familien ist, so verständlich sie sein mag, aus israelischer Sicht problematisch. So war das Verbot von Mobiltelefonen und die Errichtung der Glasscheiben in den Besuchsräumen auch Konsequenz offenbar wiederholter Versuche von Häftlingen, Informationen über geplante Terrorattentate zu transportieren.

Etwa ein Fünftel der offiziell als Sicherheitshäftlinge inhaftierten Palästinenser büßt derzeit eine Haftstrafe von über 20 Jahren ab. Ein derart schweres Urteil wird in der Regel nur bei dem Einsatz von Schusswaffen oder Sprengstoff verhängt. Dazu kommt, dass 3.000 der insgesamt 3.800 Inhaftierten erst nach Beginn der „Al-Aksa-Intifada“ Ende September 2000 verhaftet wurden und dementsprechend dem gewaltsamen Widerstandskampf vorläufig nicht abgeschworen haben. So lange das nicht passiert, muss davon ausgegangen werden, dass sie am militanten Befreiungskampf festhalten und auch aus dem Gefängnis heraus voranzutreiben versuchen. Das zu unterbinden, muss Israel erlaubt sein.

Die Streikenden werden sich bewusst darüber sein, dass ihre Bedingungen kaum Aussicht auf Erfüllung haben. Möglich ist, dass die Streikplaner ihre Forderungen gezielt zu hoch steckten, um Verhandlungsmaterial zu haben. Da die Gefängnisbehörden Verhandlungen ausschließen, wäre diese Überlegung schon schief gegangen.

Bis spätestens Ende kommender Woche wird sich mit dem verschlechterten Gesundheitszustand der ersten Hungernden die internationale Aufmerksamkeit auf die Gefangenen richten. Die Chancen, Solidarität für ihre Sache zu gewinnen, wären ungleich bessere, hätten sich die Streikenden auf Bedingungen beschränkt, die von dem Verdacht befreit sind, den die israelischen Behörden öffentlich hegen. In einem Sicherheitstrakt Leibesvisiten abschaffen zu wollen, die in ähnlicher Form manch überraschter Israelreisender am Ben-Gurion-Flughafen über sich ergehen lassen muss, ist illusorisch. SUSANNE KNAUL