DIE DREI FRAGEZEICHEN: „Dummheit dieser Welt“

WARUM SCHON WIEDER? In Großbritannien sollen Pornoseiten im Internet gesperrt werden. Norbert Geis (CSU) möchte das auch in Deutschland

taz: Herr Geis, die Diskussion um Sperren für Pornoseiten im Internet hatten wir doch schon 2009. Ursula von der Leyen ist damals mit ihren Plänen gescheitert. Warum greifen Sie dieses Thema jetzt wieder auf?

Norbert Geis: Aber deswegen dürfen wir jetzt nicht den Teufel groß Urständ feiern lassen. Ich finde die Idee des britischen Premierministers David Cameron gut, Internetanbieter sollen sich freiwillig verpflichten, für private Internetanschlüsse einen Jugendschutzfilter bereitzustellen, der verhindert, dass solche Inhalte über den jeweiligen Anschluss zugänglich sind. Erwachsene, die dem zustimmen, können dann auch nicht mehr darauf zugreifen, aber es geht hier nicht um deren Vergnügen, sondern um effektiven Jugendschutz.

Sie fordern also die Errichtung einer Struktur, mit der das Netz zensiert werden kann?

Nein, es geht nicht um das Errichten einer Zensur – volljährige Vertragsinhaber sollen eine Möglichkeit bekommen, dem Jugendschutzfilter freiwillig zuzustimmen. Wenn das nicht klappt, brauchen wir eventuell auch eine strafrechtliche Regelung, um Anbietern solcher pornografischer Inhalte besser beikommen zu können. Wir können nicht einfach hinnehmen, dass unsere Kinder durch solche pornografischen Inhalte verdorben und in ihrer Entwicklung gehemmt werden. Dagegen muss der Staat etwas unternehmen.

Aber es gibt bisher keine wissenschaftlichen Beweise für die Schädlichkeit von Pornografie für die kindliche Entwicklung.

Das ist falsch. Schauen Sie selber nach, es gibt genug Studien! Und wer das nicht glaubt – nun, ich kann die Dummheit in dieser Welt auch nicht beseitigen. Natürlich gibt es auch Leute, die damit Geld verdienen, und dann behaupten, dass diese pornografischen Inhalte harmlos sind. Ich bin auch kein Psychologe, aber man braucht doch nur ein bisschen Menschenverstand, um zu sehen, dass solche Bilder und erst recht Gewaltpornografie schädlich für Kinder sind. Wer das nicht glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.

INTERVIEW: KATHARIN TAI

■ Norbert Geis ist CSU-Abgeordneter im Bundestag