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Archiv-Artikel

DIE DREI FRAGEZEICHEN „Ein bisschen surreal“

Wie bitte? Zwei junge Briten sind die miese Jobsituation leid. Jetzt vermarkten sie ihr Gesicht. Auf Buymyface.com

taz: Die Arbeitsmarktsituation in Großbritannien ist prekär: 20 Prozent der britischen Collage-Absolventen finden keinen Job. War Fingerfarbenwerbung im Gesicht die einzige Möglichkeit, Ihre Uni-Schulden loszuwerden?

Ross Harper: Jeder meiner Freunde hat sich auf dreißig verschiedene Jobs beworben und manche haben immer noch kene Stelle. Wir hätten es natürlich genauso machen können, aber wir wollten ein bisschen mehr Spaß. Und bislang läuft es fantastisch. Wir haben im Oktober knapp 5.000 Pfund verdient. Wenn es so weitergeht, sind wir bald schuldenfrei.

Macht es wirklich Spaß, mit Firmenlogos im Gesicht herumzulaufen?

Es ist abgefahren! Für eine BBC-Sendung sollten wir uns wie Tiere anmalen und YouTube-Clips drehen, die später in der Show liefen. Das war ein bisschen surreal, aber ziemlich witzig. Schwieriger wird es schon, wenn wir unsere Freundinnen treffen wollen. Ed und ich verbringen ja nun jeden Tag zusammen. Da bleibt die Romantik schon mal auf der Strecke, aber die Mädels haben zum Glück Verständnis für unser Projekt.

Wenig Verständnis gab es dagegen in Großbritannien letztes Jahr für die erneute Anhebung der Studiengebühren auf nun bis zu 9.000 Pfund im Jahr. Ist das noch zumutbar?

Fast alle Studenten fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen. Zudem werden sich durch Erhöhung der Studiengebühren viele junge Menschen von ihren Uni-Plänen verabschieden müssen. Da bleibt nur zu hoffen, dass kommende Absolventen weitere kreative Möglichkeiten finden, um ihre Schulden zu begleichen. INTERVIEW: ROBERT IWANETZ

■ Ross Harper, 21, hat Neurowissenschaften studiert. Seit er sein Gesicht mit Werbung bemalt, hat er drei Jobangebote bekommen