DIE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND SCHRUMPFT. KEIN GRUND ZUR PANIK : Zen in Sachsen
Viele kennen solche Szenen aus ihrer Kindheit: Dörfer, etwa in der Pfalz, wo alte Menschen an den Fenstern sitzen und stundenlang auf die Straße hinausblicken. Und als wie beschaulich empfindet man es noch heute, den Urlaub irgendwo in einem Dorf in Südeuropa zu verbringen, wo die Alten auf den Bänken vor ihren Häusern sitzen, während die Jüngeren in die Städte abgewandert sind. Der Blick aufs Alter ist immer eine Projektion – und diese zu überprüfen, ist auch jetzt wieder angebracht, wenn das Statistische Bundesamt neue Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung veröffentlicht. Vielleicht ist nämlich alles gar nicht so schlimm, wie man im ersten Moment meinen möchte.
Auch im vergangenen Jahr ist die Einwohnerzahl der Bundesrepublik wieder gesunken. Es starben erheblich mehr Menschen, als geboren wurden. Der Zuwandererstrom wird schmaler und reicht nicht mehr aus, das Geburtendefizit zu beheben. Im Jahre 2050 wird die Bevölkerung Deutschlands um ein Siebtel geschrumpft sein. Zudem ist dann jeder Siebte über 80 Jahre alt.
So weit die Zahlen – doch was bedeuten sie? Verlassene Gebiete existieren überall auf der Welt, in Asien, in Osteuropa, in Mecklenburg-Vorpommern und anderswo. Besiedlung ist immer ein dynamischer Prozess. Und sie hat immer auch was mit Weggehen zu tun, nicht nur mit Ankommen.
Die Verteilungsprozesse um Gesundheit und Wohlstand, die wahrscheinlich schärfer werden, sollte man trennen vom Selbsthass einer Gesellschaft, die mit ihrem eigenen Altern nicht klarkommt. Westliche Touristen von heute, die im Himalaja trekken, suchen die Verbindung zur Unvergänglichkeit, indem sie die Gebirgswelt und Klöster mit buddhistischen Mönchen bestaunen. Vielleicht reisen in 40 Jahren ja Reisegruppen betagter Chinesen durch putzige sächsische Städtchen, in denen sich der „europäische Westen“ mit den verbliebenen Einheimischen in wunderschöner Landschaft billig bewundern lässt. Die demografische Zukunft dürfte jedenfalls mehr Überraschungen bringen, als die Zahlen des Statistischen Bundesamtes vermuten lassen. BARBARA DRIBBUSCH