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Archiv-Artikel

DIE ARGENTINISCHEN SPARER WERDEN VERTRÖSTET, NICHT ENTSCHÄDIGT Geldsegen im Konjunktiv

Das hört sich erst mal gut an für Argentiniens Sparer: Sie sollen jetzt doch dafür entschädigt werden, dass der Staat ihnen nur noch gut zwei Drittel ihrer Ersparnisse zurückgezahlt hat. Dies war vor gut einem Jahr geschehen, als die Regierung die Garantie aufhob, jeden argentinischen Peso jederzeit in Dollar umzutauschen, und zwar zum Kurs von eins zu eins. Es wäre gerecht und gleichzeitig gut für die Konjunktur, wenn Argentiniens arg angeschlagene Mittelständler, Angestellte und Ich AGs wieder prallere Portemonnaies hätten.

Doch leider wird es hier beim Konjunktiv bleiben, ein Geldsegen ist so unwahrscheinlich wie ein Schneesturm in der Pampa. Denn woher sollte der Segen kommen? Die Banken, deren Angelegenheit das Geschäft mit den Sparern eigentlich wäre, haben selbst kaum noch Geld. Ihre Finanzgeschäfte fallen aus, weil niemand mehr Vertrauen hat oder gar den Fehler wiederholen will, Erspartes auf ein Konto einzuzahlen. Außerdem berufen sich die Banken zu Recht darauf, dass nicht sie für die Aufhebung der Dollar-Peso-Bindung verantwortlich sind, sondern die Regierung. Also müssen die Politiker in Buenos Aires die Konsequenzen tragen. Die Regierung allerdings ist pleite, so pleite, dass ihr kein Gläubiger mehr Kredite gibt. Einzige Ausnahme bilden der Internationale Währungsfonds und einige wenige Entwicklungsbanken. Die verleihen ihr Geld aber auch nur noch für bestimmte, festgelegte Zwecke, etwa für Sozialprogramme.

Das gesamte argentinische Finanzsystem funktioniert seit Monaten nur noch nach dem Prinzip Hoffnung: Verbindlichkeiten werden so umgeschuldet, dass sie erst später zurückgezahlt werden müssen, Zahlungsfristen werden in die Zukunft verschoben. Ähnlich zwangsoptimistisch, um nicht zu sagen verlogen, ist der Vorschlag der Regierung in Buenos Aires, wie sie die Forderungen der geprellten Sparer – zunächst der Provinzregierung von San Luis – begleichen will: durch Staatsanleihen! Argentinische Anleihen muss man den Anlegern zurzeit kostenlos hinterherschmeißen, und auch dann rennen die Vernünftigen vor ihnen weg. Was die Regierung plant, ist die Befriedung der aufgebrachten Sparer, nicht ihre Entschädigung. KATHARINA KOUFEN