DIE ARD DRÜCKT SICH UM AUFKLÄRUNG UND VERSCHWENDET GELD : Mittelprächtig gierig
Nun ist die hässliche Affäre um käuflichen Sportjournalismus bei der Deutschen Sporthilfe angekommen. Deren Vorsitzender Hans-Ludwig Grüschow hat den ehemaligen MDR-Sportchef Wilfried Mohren als „Medienbotschafter“ angeheuert. Nicht ehrenamtlich, wie es sich eigentlich gehört, sondern für ein stattliches Salär von 45.000 Euro. Das scheint bei der Sporthilfe niemanden zu stören, Herr Grüschow selbst will von Rücktritt nichts wissen, weil sein Unrechtsempfinden offensichtlich nicht allzu ausgeprägt ist.
Damit freilich steht der Sportfunktionär nicht allein. Auch innerhalb einzelner ARD-Anstalten tun sich die leitenden Herren schwer, Verantwortung zu übernehmen. Wie kann es sonst sein, dass inzwischen neben dem HR auch der MDR externe Wirtschaftsprüfer gegen gutes Geld beauftragt, um Licht in das Gestrüpp von Korruption, Gier und Vorteilnahme zu bringen? Warum drängt der Rundfunkrat des MDR bislang nicht mit Nachdruck auf eine Klärung der Vorgänge und eine Korrektur der Strukturen? In einem ordentlichen öffentlich-rechtlichen Haus, das bekanntlich gesellschaftlicher Kontrolle unterliegt, sollten Zuständigkeiten eigentlich identifizierbar und demzufolge auch personelle Konsequenzen möglich sein.
Mit Blick auf den Imageschaden des öffentlich-rechtlichen Sportjournalismus hat freilich auch die ARD insgesamt ein Problem. Spätestens seit das Erste einst bei der Tour de France das „Team Telekom“ sponserte, wurden die Grenzen zwischen seriösem Journalismus und PR ohne Not aufgegeben.
Will die ARD wirklich auf den Pfad der Tugend zurückfinden, stehen nicht nur Diskussionen in eilig einberufenen Ethik-Kommissionen an. Es muss auch intensiv darüber nachgedacht werden, warum es der Erwerb teurer Sportrechte mit sich bringt, dass integrer Journalismus zunehmend auf der Strecke bleibt und mit steigender Medienpräsenz die Begehrlichkeiten der Akteure wachsen. Schnelles Handeln ist schon deshalb geboten, weil diese Melange aus Mitnahmeeffekten, Schlamperei und Korruption in Hartz-IV-Deutschland kaum vermittelbar ist. RAINER BRAUN