■ DIE ANDEREN: Le Monde
betr.: Karl Otto Pöhl
Alles weist darauf hin, daß Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl nichts Geringeres beabsichtigt, als der „Methode Delors“ eine andere Logik entgegenzusetzen, um die derzeitige Regierungskonferenz zu einem guten Ende zu führen. Es ist gut möglich, daß er einen wichtigen Punkt verzeichnet hat. [...] Um schnell voranzukommen — und die Gründe sind verständlich — klammerte Bundeskanzler Kohl 1990 die rein währungs- und wirtschaftspolitischen Schwierigkeiten der Vereinigung aus. Alles wurde dem nationalen Hauptziel untergeordnet, das darin bestand, die unverhofften Umstände zu nutzen, um eine unnatürliche Teilung zu beenden.
Aus der meisterlichen Art, in der die Sache über die Bühne gebracht wurde, folgerte man in Brüssel und Paris etwas voreilig, daß kein technisches Hindernis gegenüber einem politischen Willen bestehen kann. Die ganze Aufmerksamkeit wurde auf die Endphase der Währungsunion und die Schaffung neuer Gemeinschaftsinstitutionen gelenkt. Als ob ein politischer Wille ausreichen würde, damit sich der Rest von alleine tut.
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