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DGB und SPD-Linke drängen KoalitionRente mit 67 aufschieben

Auch die Gewerkschaft will nun die Rente mit 67 überprüfen lassen. Die SPD-Linke hatte das Thema ins Rollen gebracht, aus Furcht, die Rentner könnten verarmen. Die Koalition gibt sich unbeeindruckt.

Wie ruhig wird der Ruhestand? Bild: christoph von rohden/photocase.com

DORTMUND/BERLIN dpa/rtr | Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat sich neuen Forderungen aus den Reihen der SPD nach einem Verzicht auf die Rente mit 67 angeschlossen. Die Parteien müssten noch vor der Bundestagswahl klar stellen, dass die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre in einer solch dramatischen Krise vom Tisch komme, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der Leipziger Volkszeitung vom Dienstag.

"Niemand würde sich einen Zacken aus der Krone brechen, wenn die Rente mit 67 angesichts der größten Wirtschaftskrise der Bundesrepublik zumindest ausgesetzt wird", sagte Buntenbach. Sie verwies darauf, dass die Rentenpläne der großen Koalition nicht etwa die Beschäftigungschancen Älterer erhöhten, sondern allein das Risiko, im Alter zu verarmen.

Die Anhebung des Renteneintrittsalters soll wegen der Alterung der Gesellschaft im Jahr 2012 schrittweise beginnen und 2029 abgeschlossen sein.

Buntenbach argumentiert nun dagegen, zu den zusätzlichen Rentenkürzungen von 7,2 Prozent durch die Rente mit 67 komme noch die Gefahr hinzu, kurz vor dem Ruhestand noch in Hartz IV abzurutschen. "Die Rente mit 67 erhöht das Risiko der drohenden Altersarmut also um ein Vielfaches."

SPD-Politiker hatten die Diskussion um die Rente mit 67 neuentfacht. Wegen steigender Arbeitslosenzahlen hatte der SPD-Arbeitsmarktexperte und angehende bayerische SPD-Landeschef Florian Pronold am Montag gefordert, auf die Pläne zu verzichten. Es gelte, die im Gesetz vorgesehene Überprüfungsklausel beim Wort zu nehmen und zu reagieren.

Der SPD-Arbeitnehmerflügel schloss sich ihm an. Unter anderem SPD-Vorstandsmitglied Ottmar Schreiner meldet sich zu Wort: "Ich war immer der Meinung, dass dieser Schritt wenig Sinn macht."

Doch inzwischen kamen auch jede Menge Gegenstimmen: "Wir werden das Gesetz so umsetzen, wie es beschlossen worden ist", sagte SPD-Fraktionschef Peter Struck am Dienstag im ARD-Morgenmagazin. "Jeder weiß, dass wir es aus demografischen Gründen brauchen."

Wie die SPD-Spitze will auch die CDU an der Heraufsetzung des Rentenalters nicht rütteln. "Es bleibt bei der Rente mit 67", sagte der CDU-Sozialexperte Ralf Brauksiepe den Ruhr Nachrichten. "Die Maßnahme ist notwendig." Das Gesetz zur Rente mit 67 gelte "ohne jeden Vorbehalt", es gebe lediglich eine Prüfungspflicht. Das Bundesarbeitsministerium und Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt wandte sich ebenfalls gegen eine Korrektur des Rentenbeschlusses.

Auch der Initiator der Debatte, Florian Pronold, sah sich genötigt für die Dienstagsausgabe des Handelsblattes seine Aussage zu relativieren. Er stelle die Rente mit 67 nicht grundsätzlich infrage. Er habe auf die Überprüfungsklausel verwiesen, nach der die Bundesregierung ab 2010 alle vier Jahre über die Situation älterer Beschäftigter berichten müsse. Weil anfängliche Erfolge in der Wirtschaftskrise nachließen, sei es wichtig, für besonders betroffene Gruppen flexible Lösungen zu finden.

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20 Kommentare

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  • S
    SPNEE

    Und immer wieder das Märchen von der "SPD-Linken", die es nicht gibt, siehe Kommentar von manfred (57).

    Dem Sozialabbau und der Rentenkürzung 67 haben alle in der SPD zugestimmt.

  • N
    NaSoWas

    Pronold ist kein Linker. Bei abgeordnetenwatch.de läßt sich nachlesen, wofür, bzw wogegen er so stimmt im Bundestag. Und für die Rente mit 67 hat er höchstpersönlich gestimmt. Sein Verhalten ist genauso lächerlich wie mittlerweile die ganze Agenda 2010-SPD. Spannend wird übrigens, ob Pronold sich nach der Wahl an seine aktuelle Meinung noch erinnern kann.

    Ach ja, er hat übrigens auch gegen den Mindestlohn gestimmt; obwohl er angeblich dafür ist.

  • J
    Jens

    Es gibt, Gott sei Dank, auch Gewerkschafter, die gegen die Rente mit 67 gestimmt hat.

     

    Die rente mit 67 gehört abgeschafft. Auf der einen Seite haben wir sehr viele arbeitslose Jugendliche und auf der anderen Seite können sehr viele ältere Menschen gar nicht mehr länger arbeiten. Da ist es ein Hohn, dass mancher CDU Abgeordneter meint, dass wir mehr für die Älteren etwas tun müssen.

    Rente mit 67 ist ein reines Rentenkürzungsprogramm!

  • M
    Martin

    Wie wäre es denn, ein festes Eintrittsalter ganz abzuschaffen? Jeder arbeitet so lange er kann. Ein z.B. dreiköpfiges Ärztegremium entscheidet auf Antrag, ob Rente, Weiterarbeiten oder Umschulung. Ausgleich hierfür wäre mehr Urlaub, weniger Wochenstunden, mehr Flexibilität. Eine riesige Anzahl von Menschen, die ab Mitte 60 keinen Finger mehr krumm macht, auch wenn sie noch fit ist, das ist nicht mehr finanzierbar. Desweiteren gibt es nur eine Grundrente für alle. Man kann natürlich trotzdem aufhören zu arbeiten, wenn man genug angespart hat.

  • VR
    Volker Rockel

    Das Problem ist, dass das Konzept der „Rente mit 67“ nicht zu Ende gedacht wurde. Mithin wurde auch nicht beachtet, dass aufgrund der sich verändernden Entlohnungsstruktur und der realen Arbeitsmarktssituation ein gegenläufiger Effekt eintreten könnte!

     

    D.h. der theoretischen Überlegung der Entlastung der Rentenkasse, steht eine tatsächliche Belastung der anderen Sozialkassen gegenüber!

     

     

    Durch die Tatsache, dass die Schere der Entlohnung sich in den letzten Jahren immer weiter gespreizt hat, ist der Abstand zwischen dem statistischen Durchschnittseinkommen der Versicherten und dem der Niedriglöhner am unteren Einkommensrand immer größer geworden. Das führt zu dem Effekt - da sich die Rentenhöhe (über die Entgeltpunkte) proportional zu dem Durchschnittseinkommen verhält - dass immer mehr Arbeitnehmer von der absoluten Entwicklung der Renten abgekoppelt werden.

     

    Der zunehmende Wegfall der Tarifbindung, und der weiterhin fehlende gesetzliche flächendeckende Mindestlohn, hat diese Entwicklung noch weiter beschleunigt, da dieser Umstand das relative Lohnniveau noch weiter nach unten gedrückt hat!

     

    Mithin droht immer mehr ArbeitnehmerInnen im Alter eine Rente, die sie trotz Vollzeitbeschäftigung zwangsläufig in die Altersarmut führt!

     

     

    In 2006 lagen, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, bereits 16 % der Vollzeitbeschäftigten unterhalb der Niedriglohnschwelle von 1.800 Euro brutto monatlich! Dabei lag der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst der Niedriglöhner nur bei rund 1.430 Euro.

     

    Für Teilzeitbeschäftigte betrug der negative Lohnabstand (je nach Branche) zu dem Lohnniveau der Vollzeitbeschäftigten in 2006 bis zu minus 26,5 %!

     

    Selbst unter der Maßgabe eines gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohnes von 7,50 Euro brutto/Std. werden vollzeitbeschäftigte ArbeitnehmerInnen nur eine Rentenhöhe erreichen können, die immer noch erheblich unter dem sächlichen Existenzminimum liegt.

     

    In der Konsequenz ist daher zu erwarten, dass immer mehr ArbeitnehmerInnen im Alter eine Rente zu erwarten haben, die so gering ist, dass sie zwangsläufig auf soziale Transfers angewiesen sein werden!

     

     

    Die Tatsache, dass Lohniveau im Bereich der Niedriglöhner sich relativ nach unten bewegt hat, führt noch zu einem anderen negativen Effekt: Je niedriger das Lohniveau, je niedriger ist auch der Beitrag zur Rentenversicherung. D.h. würde das Lohnniveau über einen adäquaten angemessenen Mindestlohn angehoben werden, und 68 % des durchschnittlichen nationalen Bruttoeinkommens bleibt hier die langfristig anzustrebende Zielgröße(!), würde, sich auch anteilig die Beitragszahlungen für die Rentenkasse erhöhen lassen. Mithin der die Einführung des gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohnes geeignet sein, die Renten abzusichern!

     

    Daraus folgt, dass nicht die Rente mit 67 der Problemlöser ist, sondern im Wesentlichen, eine angemessene Anhebung des Lohniveaus im unteren Einkommensbereich.

     

     

    Partiell mag dann zwar durch die „Rente mit 67“ der Effekt eintreten, dass die Rentenkasse durch das Verschieben des Renteneintrittsalters entlastet wird!? (Möglicherweise auch dadurch, dass der eine oder andere, durch einen früheren Renteneintritt, Abschläge in Kauf nimmt!) Dafür werden aber, über die zwingend notwendigen sozialen Transfers für Rentner die in die Altersarmut fallen, wiederum die Sozialkassen zusätzlich belastet!

     

     

    Im Übrigen war, wenn ich mich recht erinnere, auch ein Teil des konzeptionellen Ansatzes, dass Arbeitnehmer bis 67 tatsächlich arbeiten können sollten! D.h. nicht nur, dass durch den späteren Renteneintritt die Rentenkasse entlasten werden sollte, sondern auch durch das längere Erwerbsleben, ein Mehr an Beitragszahlung geleistet wird!

     

    Hier war sicherlich „der Wunsch, Pate des Gedankens“. Selbst wenn man unterstellen würde, dass durch die demographische Entwicklung weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wird kaum erwartet werden können, dass sich tatsächlich der Arbeitsmarkt für ältere ArbeitnehmerInnen nachdrücklich öffnet!

     

    D.h. es ist eher zu erwarten, dass die Wirtschaft über Arbeitsdichte und Beschäftigungsmodelle das Potential verfügbarer jüngerer ArbeitnehmerInnen ausschöpft! Mithin den über 60 jährigen, wie bereits schon heute(!), der Arbeitsmarkt sich weiterhin zunehmend verschließt!- Es kann somit vermutlich nicht erwartet werden, dass dieses sich nun zukünftig für die 65 bis 66 jährigen ändern soll!

     

     

    Daraus folgt, das die Rente mit 67 nicht nur aus Gründen der Wirtschaftskrise in Frage zu stellen ist! Letztendliche besteht die Notwendigkeit, das Rentensystem in Deutschland in seiner grundsätzlichen Ausrichtung auf ein neues Fundament zu stellen!

     

    Weiter daran rumzudoktern, wohl wissend das das System absehbar nicht mehr leistungsfähig ist, wäre politisch unverantwortlich!

     

     

    Mit dem "Generationenvertrag" wird derzeit für unsere jungen Menschen ein Wechsel auf die Zukunft ausgestellt, der mit 100 % Sicherheit nicht mehr einlösbar sein wird!

  • J
    jan

    Durchsichtiges Manöver für eine Partei, die mit der FDP die Rente mit 67 verschieben, eine Börsenumsatzsteuer und Mindestlöhne einführen will..

    Pronold hat übrigens auch FÜR die Bahnprivatisierung gestimmt.

  • AD
    Axel Dörken

    Rente, Rente, Rente.

     

    Was soll das? Wolen wir uns vielleicht endlich von überholten Weltbildern trennen?

     

    Wie wäre es damit:

    Wir nutzen die Effizienz der Industriealisierung dazu, dass jeder machen kann, was er will. Das wird durch eine Bedingungsloses Grundeinkommen und eine konsumorientierte Besteuerung, wie auch mit der Geldentwertung bei Anlage desselben ermöglicht.

     

    Die einen Arbeitsplätze würden so kostengünstiger. Anderer Arbeitsplätze würden erstmalig bezahlt (Hausfrau, Vor- & Querdenker, etc.) oder besser bezahlt (Ehrenamt, Tätige im Bildungs- und Gesundheitswesen (was seinen Namen meines Erachtens nach nicht verdient, da es eher ein Krankheitswesen ist)).

     

    Rente bräuchte dann niemand mehr, weil er so lange macht, wie es ihm beliebt.

     

    Und wer meint, dass es zu viele gibt, die dann nichts mehr machen würden, mache sich bewusst, dass bereits Heute über die Hälfte der in der BRd lebenden Bürger mitversorgt werden und, dass der Mensch nicht zum Nichtstun geeignet ist.

     

    Es wird Zeit den Begriff der "Arbeit" neu zu definieren. Arbeit ist alles was ein Mensch macht. also auch Ausruhen und sich in Ruhe in sich, bzw. in ein Thema zurückzuziehen. - Mindestens auf der biologischen und der medizinischen ebene dürfte dies auf Zuspruch stoßen. Regeneration ist ein biologischer Arbeitsprozess der überwiegend erst dann möglich ist, wenn der Körper und eben auch der geist ruht.

  • M
    Martin

    Es gibt ein Problem mit der Arbeitslosigkeit und es gibt eines mit der Rente. Das letztere hat aber klar die höhere Priorität, denn es ist strukturell, teurer und währt über viele Jahrzehnte. Man kann eine entscheidende Maßnahme wie die Rente mit 67 nicht wegen einer kleineren Nebenwirkung sein lassen. Das wäre völliger Schwachsinn.

  • FN
    Felix Nagel

    Mich ärgert das maßlos. Ich bin 23 Jahre alt, bin in 2 Monaten DiplomIng und habe Schwierigkeiten einen Job zu finden. Meine Generation wird keinen Pfennig von der eingezahlten Rente raus bekommen und wir werden bis weiß der Geier arbeiten müssen.

     

    Aber es ist ja Superwahljahr, da kann man ruhig mal etwas Populismus betreiben...

  • M
    manfred (57)

    Darf man mal daran erinnern, daß auch die Gewerkschaftsfunktionäre, die für die SPD im Bundestag sitzen, und die "linken" SPD-ler der Rente mit 67 erst zugestimmt haben? Die protestieren gegen sich selbst! Kann man sich eigentlich noch lächerlicher machen?

  • S
    SPNEE

    Und immer wieder das Märchen von der "SPD-Linken", die es nicht gibt, siehe Kommentar von manfred (57).

    Dem Sozialabbau und der Rentenkürzung 67 haben alle in der SPD zugestimmt.

  • N
    NaSoWas

    Pronold ist kein Linker. Bei abgeordnetenwatch.de läßt sich nachlesen, wofür, bzw wogegen er so stimmt im Bundestag. Und für die Rente mit 67 hat er höchstpersönlich gestimmt. Sein Verhalten ist genauso lächerlich wie mittlerweile die ganze Agenda 2010-SPD. Spannend wird übrigens, ob Pronold sich nach der Wahl an seine aktuelle Meinung noch erinnern kann.

    Ach ja, er hat übrigens auch gegen den Mindestlohn gestimmt; obwohl er angeblich dafür ist.

  • J
    Jens

    Es gibt, Gott sei Dank, auch Gewerkschafter, die gegen die Rente mit 67 gestimmt hat.

     

    Die rente mit 67 gehört abgeschafft. Auf der einen Seite haben wir sehr viele arbeitslose Jugendliche und auf der anderen Seite können sehr viele ältere Menschen gar nicht mehr länger arbeiten. Da ist es ein Hohn, dass mancher CDU Abgeordneter meint, dass wir mehr für die Älteren etwas tun müssen.

    Rente mit 67 ist ein reines Rentenkürzungsprogramm!

  • M
    Martin

    Wie wäre es denn, ein festes Eintrittsalter ganz abzuschaffen? Jeder arbeitet so lange er kann. Ein z.B. dreiköpfiges Ärztegremium entscheidet auf Antrag, ob Rente, Weiterarbeiten oder Umschulung. Ausgleich hierfür wäre mehr Urlaub, weniger Wochenstunden, mehr Flexibilität. Eine riesige Anzahl von Menschen, die ab Mitte 60 keinen Finger mehr krumm macht, auch wenn sie noch fit ist, das ist nicht mehr finanzierbar. Desweiteren gibt es nur eine Grundrente für alle. Man kann natürlich trotzdem aufhören zu arbeiten, wenn man genug angespart hat.

  • VR
    Volker Rockel

    Das Problem ist, dass das Konzept der „Rente mit 67“ nicht zu Ende gedacht wurde. Mithin wurde auch nicht beachtet, dass aufgrund der sich verändernden Entlohnungsstruktur und der realen Arbeitsmarktssituation ein gegenläufiger Effekt eintreten könnte!

     

    D.h. der theoretischen Überlegung der Entlastung der Rentenkasse, steht eine tatsächliche Belastung der anderen Sozialkassen gegenüber!

     

     

    Durch die Tatsache, dass die Schere der Entlohnung sich in den letzten Jahren immer weiter gespreizt hat, ist der Abstand zwischen dem statistischen Durchschnittseinkommen der Versicherten und dem der Niedriglöhner am unteren Einkommensrand immer größer geworden. Das führt zu dem Effekt - da sich die Rentenhöhe (über die Entgeltpunkte) proportional zu dem Durchschnittseinkommen verhält - dass immer mehr Arbeitnehmer von der absoluten Entwicklung der Renten abgekoppelt werden.

     

    Der zunehmende Wegfall der Tarifbindung, und der weiterhin fehlende gesetzliche flächendeckende Mindestlohn, hat diese Entwicklung noch weiter beschleunigt, da dieser Umstand das relative Lohnniveau noch weiter nach unten gedrückt hat!

     

    Mithin droht immer mehr ArbeitnehmerInnen im Alter eine Rente, die sie trotz Vollzeitbeschäftigung zwangsläufig in die Altersarmut führt!

     

     

    In 2006 lagen, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, bereits 16 % der Vollzeitbeschäftigten unterhalb der Niedriglohnschwelle von 1.800 Euro brutto monatlich! Dabei lag der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst der Niedriglöhner nur bei rund 1.430 Euro.

     

    Für Teilzeitbeschäftigte betrug der negative Lohnabstand (je nach Branche) zu dem Lohnniveau der Vollzeitbeschäftigten in 2006 bis zu minus 26,5 %!

     

    Selbst unter der Maßgabe eines gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohnes von 7,50 Euro brutto/Std. werden vollzeitbeschäftigte ArbeitnehmerInnen nur eine Rentenhöhe erreichen können, die immer noch erheblich unter dem sächlichen Existenzminimum liegt.

     

    In der Konsequenz ist daher zu erwarten, dass immer mehr ArbeitnehmerInnen im Alter eine Rente zu erwarten haben, die so gering ist, dass sie zwangsläufig auf soziale Transfers angewiesen sein werden!

     

     

    Die Tatsache, dass Lohniveau im Bereich der Niedriglöhner sich relativ nach unten bewegt hat, führt noch zu einem anderen negativen Effekt: Je niedriger das Lohniveau, je niedriger ist auch der Beitrag zur Rentenversicherung. D.h. würde das Lohnniveau über einen adäquaten angemessenen Mindestlohn angehoben werden, und 68 % des durchschnittlichen nationalen Bruttoeinkommens bleibt hier die langfristig anzustrebende Zielgröße(!), würde, sich auch anteilig die Beitragszahlungen für die Rentenkasse erhöhen lassen. Mithin der die Einführung des gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohnes geeignet sein, die Renten abzusichern!

     

    Daraus folgt, dass nicht die Rente mit 67 der Problemlöser ist, sondern im Wesentlichen, eine angemessene Anhebung des Lohniveaus im unteren Einkommensbereich.

     

     

    Partiell mag dann zwar durch die „Rente mit 67“ der Effekt eintreten, dass die Rentenkasse durch das Verschieben des Renteneintrittsalters entlastet wird!? (Möglicherweise auch dadurch, dass der eine oder andere, durch einen früheren Renteneintritt, Abschläge in Kauf nimmt!) Dafür werden aber, über die zwingend notwendigen sozialen Transfers für Rentner die in die Altersarmut fallen, wiederum die Sozialkassen zusätzlich belastet!

     

     

    Im Übrigen war, wenn ich mich recht erinnere, auch ein Teil des konzeptionellen Ansatzes, dass Arbeitnehmer bis 67 tatsächlich arbeiten können sollten! D.h. nicht nur, dass durch den späteren Renteneintritt die Rentenkasse entlasten werden sollte, sondern auch durch das längere Erwerbsleben, ein Mehr an Beitragszahlung geleistet wird!

     

    Hier war sicherlich „der Wunsch, Pate des Gedankens“. Selbst wenn man unterstellen würde, dass durch die demographische Entwicklung weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wird kaum erwartet werden können, dass sich tatsächlich der Arbeitsmarkt für ältere ArbeitnehmerInnen nachdrücklich öffnet!

     

    D.h. es ist eher zu erwarten, dass die Wirtschaft über Arbeitsdichte und Beschäftigungsmodelle das Potential verfügbarer jüngerer ArbeitnehmerInnen ausschöpft! Mithin den über 60 jährigen, wie bereits schon heute(!), der Arbeitsmarkt sich weiterhin zunehmend verschließt!- Es kann somit vermutlich nicht erwartet werden, dass dieses sich nun zukünftig für die 65 bis 66 jährigen ändern soll!

     

     

    Daraus folgt, das die Rente mit 67 nicht nur aus Gründen der Wirtschaftskrise in Frage zu stellen ist! Letztendliche besteht die Notwendigkeit, das Rentensystem in Deutschland in seiner grundsätzlichen Ausrichtung auf ein neues Fundament zu stellen!

     

    Weiter daran rumzudoktern, wohl wissend das das System absehbar nicht mehr leistungsfähig ist, wäre politisch unverantwortlich!

     

     

    Mit dem "Generationenvertrag" wird derzeit für unsere jungen Menschen ein Wechsel auf die Zukunft ausgestellt, der mit 100 % Sicherheit nicht mehr einlösbar sein wird!

  • J
    jan

    Durchsichtiges Manöver für eine Partei, die mit der FDP die Rente mit 67 verschieben, eine Börsenumsatzsteuer und Mindestlöhne einführen will..

    Pronold hat übrigens auch FÜR die Bahnprivatisierung gestimmt.

  • AD
    Axel Dörken

    Rente, Rente, Rente.

     

    Was soll das? Wolen wir uns vielleicht endlich von überholten Weltbildern trennen?

     

    Wie wäre es damit:

    Wir nutzen die Effizienz der Industriealisierung dazu, dass jeder machen kann, was er will. Das wird durch eine Bedingungsloses Grundeinkommen und eine konsumorientierte Besteuerung, wie auch mit der Geldentwertung bei Anlage desselben ermöglicht.

     

    Die einen Arbeitsplätze würden so kostengünstiger. Anderer Arbeitsplätze würden erstmalig bezahlt (Hausfrau, Vor- & Querdenker, etc.) oder besser bezahlt (Ehrenamt, Tätige im Bildungs- und Gesundheitswesen (was seinen Namen meines Erachtens nach nicht verdient, da es eher ein Krankheitswesen ist)).

     

    Rente bräuchte dann niemand mehr, weil er so lange macht, wie es ihm beliebt.

     

    Und wer meint, dass es zu viele gibt, die dann nichts mehr machen würden, mache sich bewusst, dass bereits Heute über die Hälfte der in der BRd lebenden Bürger mitversorgt werden und, dass der Mensch nicht zum Nichtstun geeignet ist.

     

    Es wird Zeit den Begriff der "Arbeit" neu zu definieren. Arbeit ist alles was ein Mensch macht. also auch Ausruhen und sich in Ruhe in sich, bzw. in ein Thema zurückzuziehen. - Mindestens auf der biologischen und der medizinischen ebene dürfte dies auf Zuspruch stoßen. Regeneration ist ein biologischer Arbeitsprozess der überwiegend erst dann möglich ist, wenn der Körper und eben auch der geist ruht.

  • M
    Martin

    Es gibt ein Problem mit der Arbeitslosigkeit und es gibt eines mit der Rente. Das letztere hat aber klar die höhere Priorität, denn es ist strukturell, teurer und währt über viele Jahrzehnte. Man kann eine entscheidende Maßnahme wie die Rente mit 67 nicht wegen einer kleineren Nebenwirkung sein lassen. Das wäre völliger Schwachsinn.

  • FN
    Felix Nagel

    Mich ärgert das maßlos. Ich bin 23 Jahre alt, bin in 2 Monaten DiplomIng und habe Schwierigkeiten einen Job zu finden. Meine Generation wird keinen Pfennig von der eingezahlten Rente raus bekommen und wir werden bis weiß der Geier arbeiten müssen.

     

    Aber es ist ja Superwahljahr, da kann man ruhig mal etwas Populismus betreiben...

  • M
    manfred (57)

    Darf man mal daran erinnern, daß auch die Gewerkschaftsfunktionäre, die für die SPD im Bundestag sitzen, und die "linken" SPD-ler der Rente mit 67 erst zugestimmt haben? Die protestieren gegen sich selbst! Kann man sich eigentlich noch lächerlicher machen?