■ DGB-Debatte: Anthroposophie in der Diskussion
Welche Weltauffassung steht hinter meist positiv besetzten Begriffen wie „Waldorfpädagogik“, „Weleda“-Naturkosmetik und „ganzheitliche anthroposophische Medizin“? In einer Serie der DGB-Jugendzeitschrift Solidarität über Glaubenssysteme der Gegenwart werden diese Fragen von Heiner Ullrich, Professor für Pädagogik an der Universität Darmstadt, diskutiert. In der DGB-Serie sollen die Orientierungs- und Legitimierungsfunktionen von Religionen kontrovers debattiert werden. Nach Meinung der Organisatoren ist es angesichts der handlungsleitenden Geisteshintergründe der Anthroposophie und deren gesellschaftlicher Bedeutung nur konsequent, sie in diesem Rahmen zu thematisieren.
Heiner Ullrich, einer der wenigen nichtanthroposophischen Kenner der Lehre, kommt zu dem Ergebnis, daß Rudolf Steiner sich den „fundamentalen Herausforderungen der Moderne“ nicht gestellt habe. Östlicher Reinkarnations- und Karmaglauben mischen sich, so Ullrich, mit einer objektiven Geistesschau des Weltgeschehens. „Das Paradox der Anthroposophie ist, daß hier ein Denken sich als wissenschaftlich bezeichnet, was in Gegenstand und Methode geradezu das Gegenteil ist“: eine religiös-esoterische, okkulte Weltanschauung.
Ullrichs Position erfährt Widerspruch von anthroposophischer Seite in der neuen Ausgabe von Soli. Horst Stern verteidigt Steiners Erkenntnislehre als „in sich logisch und stimmig“. – „Wenn es ... um die höheren Erkenntnisse der Seele und des Herzens geht, versagen die wissenschaftlichen Apparate.“ Die „Gefahr des religiösen Dogmatismus“ bei den Anhängern der Anthroposophie hingegen müsse diskutiert werden.
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