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Archiv-Artikel

DEUTSCHBANKIER ACKERMANN: ELF MILLIONEN EURO IM JAHR SIND ZU VIEL Recht auf Neid, Pflicht zur Wut

Der Vorstandschef der Deutschen Bank erhält für das vergangene Jahr 11 Millionen Euro und ist damit Deutschlands bestbezahlter Angestellter. Im kommenden Jahr dürften es noch mehr werden, und 2002 war Josef Ackermann mit knapp 7 Millionen auch nicht gerade schlecht dran. Allein um das Gehalt ihres Spitzenmanagers wieder reinzubekommen, muss die Bank also ein paar hundert Leute entlassen. Und da sind die Gehälter der Vorstandskollegen noch gar nicht eingerechnet.

Da ist Kritik wahrlich berechtigt. Und trotzdem flammt gleich die Neiddebatte wieder auf: Die Deutschen gönnen ihren Spitzenkräften einfach ihre wohl verdienten Reichtümer nicht, brauchst ja nur selbst Bankchef werden und so weiter. Und Ackermann hat ja auch wirklich eine Bank übernommen, die nach dem Einbruch der Börsenkurse eine flaue Bilanz aufwies und sich erst einmal neu orientieren musste. Dummerweise saß Ackermann schon vorher an maßgeblicher Stelle. Er hilft also nur mit, vorangegangene Fehler wieder gutzumachen – und dafür erhält er jedes Jahr ein Vermögen. Niemand kann doch ernsthaft glauben, dass es keinen ähnlich guten Manager im Finanzwesen gibt, der den Job nicht vielleicht für eine bescheidene Million gemacht hätte.

In diesem Fall gibt es aber nicht nur ein Recht auf Neid, es gibt auch eine Pflicht zur Wut: Weshalb genehmigen die zuständigen Aufsichtsräte solche Gehälter? In Sonntagsreden werden US-Verhältnisse mit ihren Bonuszahlungen in Millionenhöhe angeprangert, aber die Schrempps und Ackermanns erhalten inzwischen die gleichen Summen. Dabei gibt es einen markanten Unterschied zu den USA: Dort bleiben die Manager und Aktionäre im Aufsichtsrat unter sich, genehmigen sich also reihum ihre stetig steigenden Gehälter und Aktienoptionen selbst. Hierzulande ist knapp die Hälfte der Aufsichtsräte von der Belegschaft gewählt. Und Gehaltsbeschlüsse werden meist einstimmig gefällt oder gar nicht. Die Betriebsräte im Aufsichtsrat dürfen zwar finanzielle Interna nicht veröffentlich – aber dagegen stimmen dürfen sie durchaus. Warum sie das nicht tun, sollen sie ihren einfachen Gewerkschaftskollegen doch bei Gelegenheit einmal erklären. REINER METZGER