DESASTER IM IRAK KÖNNEN US-WÄHLER NICHT MEHR ERSCHÜTTERN : Neue Gesichter für bekannte Niederlagen
Genau 14.030 halbautomatische Pistolen, Maschinengewehre und Granatwerfer sind spurlos verschwunden, die das Pentagon dem irakischen Innen- und Verteidigungsministerium gestiftet hat. Das steht für Schlamperei, Inkompetenz und Korruption – vor allem bei den USA – und passt ins Bild des irakischen Debakels. Hinzu kommt ein neues Mordgeständnis eines US-Soldaten. Doch wen könnten solche Nachrichten noch desillusionieren? Nicht einmal jene US-amerikanischen WählerInnen sind noch zu erschüttern, die am kommenden Dienstag bei den Kongresswahlen wieder für die Republikaner stimmen wollen. Schlechte Nachrichten aus dem Irak sind keine Wendepunkte mehr. Der Krieg im Irak an sich ist zum Wendepunkt in der US-amerikanischen Politik geworden. Denn für die Mehrheit der US-Bürger, von denen sich viele im „Krieg gegen den Terror“ wähnen, ist die Mission im Zweistromland gescheitert. Wer trotzdem weiterhin Präsident George Bush und seiner Partei vertraut, tun dies meist nur, weil er sich sicher ist, dass die Demokraten noch mehr vermasseln würden.
Dieses Misstrauen ist durchaus begründet. Denn was genau die Demokraten vorhaben, falls sie am 7. November wieder die Mehrheit im Kongress erreichen sollten, dazu sagt die Partei John Kerrys, Hillary Clintons und Howard Deans nichts. Vereinzelte Wahlkampfaussagen legen nahe, dass auch die Liberalen keinen sofortigen Abzug der US-Truppen, wohl aber einen Strategiewechsel fordern werden – doch von dem redet mittlerweile sogar schon der Präsident himself. In Wahrheit hat niemand eine Idee, wie aus der selbst verschuldeten Katastrophe herauszukommen ist.
Wer in den USA dennoch die Demokraten wählt, hofft meist nur noch, dass neuen Köpfen vielleicht Neues einfallen könnte. Die Chancen sind nicht groß. Zwar wiederholen alle Demokraten gebetsmühlenartig, dass es „Zeit für einen Wechsel ist“`, doch ansonsten bleibt ihre Programmatik verblüffend unsichtbar. Dennoch wollen 53 Prozent der AmerikanerInnen einen Personalwechsel. Hauptsache, es sind andere Gesichter zu sehen bei den ohnehin schlechten Nachrichten aus dem Irak.
ADRIENNE WOLTERSDORF