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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWie sich ein „Deutsches Nachrichtenmagazin“ macht Unheilvolles Medium

Der Verleger gibt sich zufrieden. „Wesentlich besser, als wir erwarteten“, sagt Dietmar Munier, habe sich sein Magazin Zuerst! verkauft: Die fünfte Ausgabe des „Deutschen Nachrichtenmagazins“ ist am vergangenen Wochenende erschienen. Genaue Zahlen allerdings möchte er der taz nicht nennen. „Was für eine Frage!“, antwort Munier, der seine politische Karriere bei den „Jungen Nationaldemokraten“ begann. In der jüngsten Ausgabe sucht der Verlag per Annonce einen Redakteur und einen Auszubildenden.

„Viel ging zurück“, sagt eine Verkäuferin an einem Bahnhofskiosk irgendwo im Norden. Hier findet sich Zuerst! im Regal zwischen den Politikzeitschriften. Im Editorial des aktuellen Hefts führt Chefredakteur Günther Deschner aus, wie im 19. Jahrhundert der „polnische Nationalismus“ Gebietsansprüche an Deutschland gestellt habe – eine „unheilvolle Tendenz“, die sich Deschner zufolge „dann 1939“ entlud. Wer also hat demnach den Zweiten Weltkrieg begonnen? Eine Antwort legt er nahe, bleibt aber im Ungefähren.

In Martensrade, knapp 20 Autominuten von Kiel entfernt, weist auf das vermutlich größte rechtsextreme Verlagsnetzwerk hierzulande kein Schild hin. Obwohl Munier in der 100-Seelen-Gemeinde der wichtigste Arbeitgeber und Steuerzahler sein soll, wird hier nicht gerne über „den Verlag“ geredet: Wortlos wendet sich ein Martensrader am Gartenzaun ab, auch auf der Straße sagt eine Passantin nur: „Ach nein, bitte.“

„In dem Ort ist es nicht ganz so einfach“, erzählt Frauke Mayer (Name geändert). Sie ist hier groß geworden und kennt dieses beredte Schweigen.

Vertrieben wird Zuerst! von der „Verlagsunion“, einer Tochtergesellschaft des Hamburger Bauer-Verlags. Berit Sbirinda, stellvertretende Unternehmenssprecherin bei Bauer, verweist auf die „vertraglichen Bindungen“ zu Muniers Verlag. Aber sie sagt auch: „Wir überprüfen jede Ausgabe.“

Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland