DER RECHTE RANDWen ein ehemaliger Gasthof bei Stade so alles interessiert : Furcht vor einer Mischszene
„Deutschland erwache“ und „NS jetzt“ steht neuerdings an der Pumpstation und der Brücke unweit des ehemaligen Gasthofs „Zur Symphonie“ in Hollern-Twielenfleth (Kreis Stade). Aus einem gesprühten „No Nazis“ wurde derweil über Nacht „60 Nazis“. Zeichen einer laufenden Auseinandersetzung. Mitte Juni hatte Sebastian Stöber die „Symphonie“ mitsamt rund 8.000 Quadratmetern Grundstück erworben.
Was genau er mit dem Anwesen zu tun gedenkt, ist weiterhin unklar. Neben seinen Aktivitäten bei NPD und der Kameradschaft Gladiator Germania ist Stöber Anwärter – so genannter „prospect“ – bei dem Rockerclub „Gremium MC“. Und der wird die frühere „Symphonie“ als Klubhaus nutzen wollen, glaubt zumindest Roland Brauer, Polizeichef in Stade. Er habe mit dem Präsidenten von Gremium MC wie auch mit Stöber gesprochen, so Brauer.
Derweil geht das Stader Bündnis gegen Rechts davon aus, dass Neu-Immobilienbesitzer Stöber seine langjährigen Kontakte in die militante rechte Szene in der benachbarten Region Tostedt mitnichten gekappt haben dürfte: So mutmaßt Michael Quelle von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), dass das Bekanntwerden von Stöbers Kauf „Den Herren“ in die Quere gekommen sei: „Sie können nicht mehr unbeobachtet agieren.“
Das Bündnis – an dem sich neben der VVN auch Vertreter von Gewerkschaften und Parteien sowie der Antifa beteiligen – fürchtet, dass in der Region eine Mischszene aus Neonazis und Rockern entstehen könnte. Die SPD-Landtagsabgeordnete Petra Thiemann will in dieser Sache das Parlament einschalten. Dort hatte auch bereits die Linksfraktion eine Anfrage gestellt, um herauszufinden, ob Tostedter Neonazis Kontakt zum Gremium MC haben.
Das Bündnis plant einen Aktionstag in Stade und später so genannte Sonntagsspaziergänge zum ehemaligen Gasthof.
Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland