DER RECHTE RANDWEN BISMARCKS ERBEN AUSGELADEN HABEN : Keine Freunde mehr
In Friedrichsruh waren die national-konservativen Freunde des Eisernen Kanzlers jahrzehntelang herzlich willkommen: Am Mausoleum von Otto von Bismarck durften Vereine und Bünde aus der äußerst rechten politischen Ecke Reden halten und Kränze niederlegen. Mitglieder des „Freundeskreises Otto von Bismarck“ reisten jedes Jahr zum Geburtstag ihres Vorbildes am 1. April aus dem gesamten Bundesgebiet an, um auf dem Privatgelände der Familie von Bismarck Volk und Vaterland ewige Treue zu schwören. Aber in diesem Jahr, zum 200. Geburtstag des Reichskanzlers, waren sie unerwünscht.
Reserveoffiziere aus Schleswig-Holstein wollten ihrerseits einen Kranz am Grab niederlegen. Die Familie Bismarck habe lange nicht auf diesen Wunsch reagiert, beklagte die Preußische Allgemeine Zeitung, die von der Landsmannschaft Ostpreußen herausgegeben wird. Gregor von Bismarck, der seit September in Friedrichsruh das Sagen hat, hat dann doch noch zugestimmt. Aber: Reden halten und Nationalhymne singen verboten. In seiner Antwort an die Ex-Reserveoffiziere legte der Hausherr dar, die Familie wolle „das Nationale“ grundsätzlich nicht mehr, sondern habe sich „dem Europäischen“ zugewandt.
Auch dem Bismarckbund, 1981 vom früheren Referenten im NS-Propagandaministerium, Hugo Wellems, mitgegründet, entzog die Familie die Freundschaft. Über Jahre war Ferdinand von Bismarck Schirmherr des Bundes, der sich der „Wahrung deutschen Geschichtsbewusstseins“ verschrieben hat. Der Bund soll mit rund 93.000 Euro verschuldet sein – einer Bitte um finanzielle Hilfe kam der Schirmherr nicht nach. Stattdessen legte er sein Amt nieder, der Bismarckbund musste Insolvenz anmelden. Zur Bismarck-Geburtstagsfeier waren auch seine Mitglieder nicht erwünscht.
Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland