DER RECHTE RAND : Kandidat ohne Gefolgschaft
Das kommt im Wahlkampf wenig gelegen: Vier Tage vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg ruft das „Aktionsbüro Norddeutschland“ zum Boykott der Deutschen Volksunion (DVU) auf: Diese sei „Reaktion“, verkündet das „Aktionsbüro“ der so genannt Freien Kameradschaften im Norden. „Reaktion ist keinen Deut besser als Rotfront. Eher noch schlimmer.“ So mancher neonazistische Jungwähler könnte dem DVU-Spitzenkandidaten Matthias Faust also verloren gehen.
Auslöser für den Konflikt dürfte der Streit um „Flex“ sein, einen Liedermacher aus der Kameradschaftsszene. Der sollte eigentlich bei der zentralen DVU-Wahlkampfveranstaltung am vergangenen Wochenende in Hamburg auftreten. Spielen durfte er auch – während des nicht-öffentlichen Teils der Veranstaltung und auch nur zwei Lieder. In einem Szene-Internetforum erklärt „Flex“, dass er nicht mehr habe spielen wollen, nachdem ihm Lieder aus dem Programm gestrichen worden seien. Dass er das Lied „Frei, Sozial & National“ nicht singen durfte, ärgere ihn besonders, schreibt der Sänger.
Spitzenkandidat Faust reagierte schnell: „Ich persönlich habe mich um Vermittlung bemüht“, versuchte er abwandernde Stammwähler zu beschwichtigen. Insgesamt ist er in der Hamburger rechtsextremen Szene nur mäßig beliebt. So unterstützt zwar die NPD die DVU bei deren Wahlkampf – nicht aber ihr Hamburger Landesverband. Dieser erklärte zur anstehenden Wahl einigermaßen halbherzig: „Für die Interessen der Deutschen setzt sich nur die NPD und deren Bündnispartner die DVU ein.“
Dem „Aktionsbüro“ zufolge erhebt die DVU nicht „die politische Faust gegen das asoziale System“. Die unausgesprochene Botschaft: Nur die NPD nutze das „Parlament als Bühne“. Der ausgesprochene Wunsch, gerichtet an DVU-Chef Gerhard Frey: „Rück die Millionen raus“ – für den „politischen Kampf“ der „nationalen Sozialisten“.