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Archiv-Artikel

DER RECHTE RAND Letzte Hoffnung Kirche

Der NPD-Landtagsabgeordnete Stefan Köster will am 18. Mai Landrat in Ludwigslust werden – Teil einer Strategie, mit der die Partei ihre kommunale Verankerung in Mecklenburg-Vorpommern verstärken will. Die angestrebten Landratskandidaturen seien „der Vorlauf für die Kreistagswahl“, sagt Köster. Die ist 2009 und die NPD hofft, mehr als die zehn kommunalen Mandate zu erreichen, die sie jetzt hat. Gelingen soll dies mit grünen Themen: So wollen sich die Rechten in Ludwigslust gegen den Braunkohleabbau und in Lublin gegen das geplante Steinkohlekraftwerk einsetzen.

Dass die NPD grüne Themen aufgreift, verwundert die Pastorin der Reformierten Kirche im mecklenburgischen Bützow, Kathrin Oxen, wenig. „Die NPD versucht, mit lokalen Themen sich wieder als die zu inszenieren, die sich kümmern“, sagt sie. Im Alltag würden längst rechte Ressentiments vorherrschen.

Das besondere in der Region ist, dass weniger die NPD, sondern eine rechte Subkulturszene Einfluss ausübt – trotz immer wiederkehrender Gewalt wie bei den Krawallen in Güstrow am 25. November 2007 (taz berichtet). Nur wenn diese vorpolitische Atmosphäre beeinflusst werde, erklärt Oxen, könnten NPD-Erfolge eingedämmt werden. „Wir sehen uns hier in eine besonderen Verantwortung“, sagt die Pastorin, die das „Bützower Bündnis für Toleranz und Demokratie“ koordiniert. Die Kirchen seien in den Gemeinden präsent, demokratische Parteien und Gewerkschaften seien dagegen wenig verankert.

Im ländlichen Raum wollen die Kirchen darum verstärkt gegen den rechten Alltag antreten. In Boizenburg schritt Pastor Dino Steinbrink ein, als NPD-Kader im Dezember versuchten, eine Andacht für Opfer rechter Gewalt in seiner Kirche zu stören – er warf NPD-Fraktionschef Udo Pastörs hinaus (taz berichtete).

Wie schwierig diese Auseinandersetzung sein kann, erlebte der Präsident des Fußballvereins TSV Bützow, Karl Bittermann. Mit einer Erklärung gegen Rassismus wollte der Verein ein Zeichen setzen. Doch es dauerte lange bis bis sie alle Unterschriften zusammen hatten – zwei TSV-Kicker sind wegen der Krawalle in Güstrow verurteilt worden.