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Archiv-Artikel

DER RECHTE RAND „Werner K. muss weg“

Stimmung machen, Stimmung aufgreifen: In Zahren versucht die NPD, die Ängste und Sorgen der Bewohnern wegen des verurteilten Sexualstraftäters Werner K. zu nutzen.

Kaum war bekannt, dass K. im sozialtherapeutischen Übergangswohnheim Schloss Zahren untergebracht ist, warnte die NPD-Fraktion: „Triebtäter nun in Mecklenburg-Strelitz“. Die Schweriner Fraktion um Udo Pastörs forderte gleich: „Wiedereinführung der Todesstrafe“.

Seit zwölf Jahren besteht die Therapie-Einrichtung in Zahren. „Nie gab es Probleme“, betont Uwe Simon, Leiter des Zentrums. Doch jetzt ist alles anders: Am Wochenende protestierten über 30 Männer vor dem Schloss – lautstark drohend. Einer Indiskretion der Polizei sei es zu verdanken, glaubt Simon, dass bekannt wurde, dass der 50-jährige K. für eine Zwischenzeit bei ihnen untergebracht sei.

K., der 22 Jahre in Haft saß, war zuvor zu seiner Schwester ins brandenburgische Joachimsthal gezogen. Nach anhaltendem Protest von Anwohnern und NPD verließ er den Ort. Das Potsdamer Justizministerium zeigte „Verständnis“ für die Joachimsthaler. Auch in Zahren blenden Politiker aus, so Simon, dass K. der Rechtslage nach im Zentrum ist und längst therapeutische Unterstützung sucht. „Er bot gar an, eine elektronische Fußfessel zu tragen“, betont Simon und hebt hervor: „Eine ständige Beobachtung, auch durch Zivilbeamte, ist gegeben“.

Die Landrätin Bettina Paertsch (CDU) ließ ihn aber wissen, dass K. „weg muss“. Bei der laufenden Bürgermeisterwahl würden die Kandidaten die Stimmung anheizen – Bild nicht minder. Die Zeitung titelte: „Vergewaltiger wohnt jetzt im Schloss“. Ob den Journalisten bewusst war, dass schon die NSDAP mit dem Verweis auf die vermeintlich schöne Unterbringung gegen behinderte und psychisch auffällige Menschen hetzte, um so Zuspruch für ihr Euthanasieprogramm zu bekommen?